In der syrischen Rebellenhochburg Homs soll es zu einem Blutbad gekommen sein. Zwischen 260 und mehr als 330 Menschen sollen nach Berichten der arabischen Fernsehsender al Arabija und al Dschasira getötet worden sein. "Mehr als 350 Mörsergranaten wurden auf den Stadtteil Al-Chalidija gefeuert", beschrieb Oppositionsaktivist Omar Idlibi den nächtlichen Angriff auf die seit Monaten umkämpfte Stadt Homs. Ein mehrstöckiges Gebäude sei dem Erdboden gleich gemacht worden, zwei weitere massiv beschädigt. Es wurde mit mindestens 300 Toten und mehr als 1000 Verletzten die blutigste Nacht seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad.
Am Morgen hörte der Dauerbeschuss auf, doch die Bedrohung blieb. Bewohner berichteten, dass sich nun Heckenschützen auf den Dächern postiert hätten. Noch immer seien Menschen verschüttet, unter den Trümmern ihrer Wohnhäuser begraben. Doch Rettungsarbeiten - beinahe unmöglich. "Sie schießen auf alles, was sich bewegt", sagte Idlibi. Die Ärzte in den Krankenhäusern seien mit der Versorgung der Verletzten überfordert, Blutkonserven fehlten, auch Medikamente und Verbandsmaterial. Assad-Milizen stürmten nach Angaben von lokalen Oppositionsgruppen ein Krankenhaus und nahmen Dutzende Verletzte mit.
Die syrische Oppositionsbewegung und die Regierung machten sich am Samstag gegenseitig für das Blutvergießen verantwortlich. Der UN-Sicherheitsrat will am Samstag in New York einen weiteren Anlauf nehmen, um mit einer Resolution die Gewalt in Syrien zu stoppen.
UN-Sicherheitsrat will über Syrien-Resolution entscheiden
Die syrischen Staatsmedien sprachen hingegen von einer gezielten Medienkampagne und Lügenmärchen. Ziel sei es, den UN-Sicherheitsrat vor der geplanten Abstimmung zu einer Syrien-Resolution am Samstag in New York zu beeinflussen. Die Toten seien unschuldige regimetreue Menschen, die von bewaffneten Terroristen entführt, gefoltert und niedergemetzelt worden seien, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Die Staatsmedien bezeichnen seit Monaten Teilnehmer der Protestbewegung als Terroristen.
Seit März geht Syriens Regime immer brutaler gegen seine Gegner vor. Mindestens 5600 Menschen kamen nach Schätzungen der Vereinten Nationen ums Leben. Doch die Zahl der Todesopfer dürfte inzwischen deutlich höher liegen.
Trotz einer russischen Vetodrohung will der UN-Sicherheitsrat noch heute über eine Syrien-Resolution entscheiden. Marokko hat eine Sondersitzung beantragt und will seinen Entwurf dann zur Abstimmung bringen, hieß es von westlichen Diplomaten.
Nur wenige Stunden zuvor hatte die Vetomacht Russland mitteilen lassen, sie wolle das auch von ihrem Botschafter ausgehandelte Papier nicht mittragen. Zuvor war auf russisches Drängen bereits der von Arabern und Europäern eingebrachte Entwurf verwässert worden. Die Ächtung des Waffenhandels, der Ruf nach freien Wahlen und der Ablösung von Syriens Präsident Baschar al Assad fanden sich nicht mehr in dem Kompromisspapier.
Steinmeier fordert mehr Druck von Arabischer Liga
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat derweil an Syriena Nachbarn appelliert: "Ich hoffe, dass die Arabische Liga in ihrem Druck nicht nachlässt - das sind am ehesten diejenigen, die auf Assad und seine Leute jetzt Einfluss haben können", sagte Steinmeier am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz.
"Die Lage in Syrien ist dramatisch, Menschen sterben, das Regime schießt auf Opposition und Demonstranten", sagte Steinmeier. Er rechnete aber nicht damit, dass sich der UN-Sicherheitsrat am Samstag auf eine gemeinsame Resolution oder gar verschärfte Sanktionen einigen wird. "Ich sehe noch nicht, dass die Diskussion an diesem Wochenende zum Abschluss gebracht wird."
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte erneut eine Einigung über die UN-Resolution. Es sei an der Zeit, dass der UN-Sicherheitsrat eine gemeinsame Erklärung beschließe, sagte Westerwelle am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Dabei appellierte er an die Mitglieder des UN-Gremiums, an die Menschen in Syrien zu denken. "Zu der Stunde, in der wir hier beraten, dürfen wir nicht vergessen, dass Menschen ihr Leben verlieren", sagte er.