In einer Aktion wie aus einem Spionage-Thriller haben US-Sicherheitsbehörden offenbar verhindert, dass ein britischer Waffenhändler muslimischen Terroristen moderne russische Flugabwehrraketen verkauft. Der Mann sei bei einem "Verkaufsgespräch" mit einem verdeckten FBI-Ermittler im US-Staat New Jersey festgenommen worden, verlautete aus amerikanischen Justizkreisen. Er sei bereit gewesen, muslimischen Terroristen höchst effektive Igla-Raketen zu verkaufen, die von der Schulter aus abgefeuert werden können.
Die Ermittlungen der US-Bundespolizei seien vor einigen Monaten von einem Hinweis ausgelöst worden, dass in St. Petersburg ein Waffenschmuggler Interesse an den Flugabwehrraketen gezeigt habe, die als ernste Bedrohung für zivile Passagierflugzeuge gelten. Daraus habe sich eine internationale Fahndung amerikanischer, britischer und russischer Behörden und Geheimdienste entwickelt, die am Dienstag zur Verhaftung des mutmaßlichen Waffenhändlers in einem Hotel in Newark führte. Russland lieferte per Schiff eigens eine nicht scharfe Version der Raketen, um den Handel echt aussehen zu lassen, hieß es.
"Neue Stufe der Kooperation der Geheimdienste"
Die britischen Behörden, darunter der Inlandsgeheimdienst MI5, ermittelten die Identität des Schmugglers, über die aber zunächst keine weiteren Angaben gemacht wurden. Der Sprecher des russischen Geheimdienstes FSB, Sergej Ignatschenko, würdigte nach einer Meldung der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-Tass die gute Zusammenarbeit bei den Ermittlungen. "Diese Aktion markiert eine neue Stufe bei der Entwicklung der Kooperation der Geheimdienste dieser drei Länder", sagte er. In New York wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen zwei Personen wegen des Verdachts der Geldwäsche festgenommen, berichteten US-Behördensprecher.
Beschuldigter wohl islamistischer Symphatisant
Die in Newark erscheinende Zeitung "The Star-Ledger" berichtete, der britische Verdächtige solle der materiellen Unterstützung des Terrorismus und des Waffenschmuggels beschuldigt werden. Zu den Beweismitteln gehörten Ton- und Videoaufzeichnungen, in denen der Brite Sympathien für Osama bin Laden äußere und die Anschläge vom 11. September 2001 als "gute Sache" bezeichne.
Amerikanische Ermittlungen in Russland
Nach dem russischen Tipp über seine Aktivitäten in St. Petersburg sei dem FBI erlaubt worden, in Russland zu ermitteln, sagten US-Beamte. Neben dem FBI seien auch die US-Einwanderungsbehörde, der Zoll und der Secret Service an den Ermittlungen beteiligt gewesen.
Luftraktenangriff realistisches Szenario
Anschläge mit von der Schulter abfeuerbaren Luftabwehrraketen gehören zu den gefürchtetsten Szenarien im Krieg gegen Terror. Im November verfehlten zwei SA-7-Raketen knapp ein israelisches Passagierflugzeug über Mombasa in Kenia. Hinter dem Angriff, zu dem auch ein Bombenanschlag auf ein Hotel gehörte, wird das Terrornetzwerk El Kaida vermutet.
Hunderte Raketen auf dem Schwarzmarkt vermutet
Auf dem internationalen Schwarzmarkt für Waffen werden hunderte, wenn nicht tausende solcher Flugabwehrraketen vermutet. Damit können niedrig fliegende Flugzeuge im Umkreis von fünf Kilometern abgeschossen werden. Ältere Typen dieser Waffen soll es für wenige tausend Dollar geben.
Die SA-18 Igla gehört zu den effektivsten Waffen dieser Art. Sie gelangte auch in die Hand tschetschenischer Rebellen, die damit in der vergangenen Woche einen russischen Hubschrauber abschossen. Drei Besatzungsmitglieder wurden dabei getötet. Im vergangenen Jahr schossen sie einen russischen Transporthubschrauber ab, in dem mehr als 100 Menschen umkamen.