Rauchverbot in Frankreich Barbetreiber kämpfen auf verlorenem Posten

Die kleinen Raucher-Cafés namens "Bar Tabac" sind besonders in ländlichen Gebieten Frankreichs wichtige Treffpunkte. Das Rauchverbot trifft deren Betreiber hart - und motiviert noch zu Widerstand, obwohl das Rauchverbot eigentlich schon lange gilt.

Im Bistro um die Ecke am Tresen lehnen, an Kaffee oder Pastis nippen, dazu ein genüsslicher Zug an der Zigarette - damit ist in Frankreich bald Schluss. Vom 1. Januar an darf auch im Land von "Gitanes" und "Gauloises" in Restaurants, Brasserien und Bars nur noch in speziellen Raucherkabinen mit Dunstabzug gequalmt werden. Wer etwas bestellen will, muss sich selbst zur Theke bemühen - Bedienungen müssen die maximal 35 Quadratmeter großen, hermetisch abgedichteten "Fumoirs" erst gar nicht betreten. Auch aus Diskotheken und Kasinos ist der blaue Dunst verbannt.

Eigentlich gilt schon seit Februar 2007 zwischen Côte d'Azur und Elsass eines der strengsten Rauchverbote Europas: In öffentlichen Gebäuden vom Bahnhof bis zum Rathaus müssen die Glimmstengel an der Pforte ausgedrückt werden. Tabu ist das Qualmen auch am Arbeitsplatz. Wer sich nicht daran hält, muss 68 Euro Strafe zahlen. Ausnahmen gelten für Gefängnisinsassen, Hotelgäste und Altenheimbewohner - die dortigen eigenen "vier Wände" gelten als Privaträume. Den Betreibern von Schank- und Speisewirtschaften hatte die Regierung ein knappes Jahr Aufschub gewährt.

Frankreich folgt dem europäischen Trend

Mit der stufenweisen Verbannung der Zigaretten aus dem öffentlichen Leben folgt Frankreich einem Trend, der in Europa 2004 mit einem umfassenden Rauchverbot in Irland begann - Pubs eingeschlossen. Auch Deutschlands Behörden und Gaststätten sind bald mehr oder weniger rauchfrei. Nicht mit dem Paukenschlag wie in Frankreich: Im Land des Föderalismus wenden die Bundesländer nach der grundsätzlichen Einigung durch die Ministerpräsidenten das Rauchverbot unterschiedlich streng an.

Im zentralistischen Frankreich dagegen ging der damalige Regierungschef Dominique de Villepin 2006 noch nicht einmal den parlamentarischen Weg eines Gesetzes. Per Regierungserlass verfügte er das zweistufige Rauchverbot. "Der 1. Januar ist ein wichtiges Datum für die öffentliche Gesundheit in unserem Land", freut sich Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot. "Nutzen Sie doch die Gelegenheit, mit dem Rauchen aufzuhören."

Tabakverkäufer gehen auf die Barrikaden

Doch Frankreichs rund 30.000 staatlich konzessionierte Tabakverkäufer gehen auf die Barrikaden. Eine eigene Raucherkabine - wie soll das gehen im kleinen, traditionellen "Bar Tabac"? In vielen Dörfern sind die Cafés mit der knallroten Raute und der Tabak- Verkaufsstelle zentraler Treffpunkt, dort gibt es neben dem Morgenkaffee auch Zeitungen und Fahrscheine zu kaufen. Jetzt sehen sich die Tabakverkäufer in ihrer Existenz bedroht. Der Berufsverband CDT, der sogar Einbußen für den Tourismus befürchtet, verlangt Entschädigungen und weniger strenge Vorschriften für die Raucherkabinen. Kleine Verkaufsstellen auf dem Land sollen selbst entscheiden können, ob sie das Rauchen verbieten.

Doch Bachelot weiß bei ihrem Feldzug gegen das Rauchen die große Mehrheit der Franzosen hinter sich. So ergab eine Umfrage des Nationalen Gesundheitsinstituts INSEP, dass 71 Prozent der Franzosen insgesamt und sogar 53 Prozent der Raucher wollen, dass in Bars, Nachtclubs und Restaurants nicht mehr gequalmt wird. Dass das Rauchverbot auch im "Bar Tabac" gilt, befürworten einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Sofres zufolge immerhin 66 Prozent.

700.000 Raucher geben jährlich ihr Laster auf

Nach Angaben des Europäischen Statistikamts Eurostat rauchen in Frankreich etwa jeder dritte Mann und jede fünfte Frau zumindest gelegentlich. Pro Jahr sterben etwa 66.000 Menschen am Tabakkonsum, ungleich mehr werden krank. Die Krankenkassen sehen darin einen Grund für ihre aus dem Ruder gelaufenen Kosten und erstatten etwa ein Drittel der Kosten für Entwöhnungskuren. 700.000 Raucher geben jährlich ihr Laster auf. Die Regierung will die Zahl verdoppeln.

Bleiben die Passivraucher, die ihr Schicksal weniger selbst in der Hand halten. "Jedes Jahr sterben 3000 bis 5000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens", sagt Dominique Bonte vom Institut Pasteur in Lille. Ohnehin seien unter zehn Rauchern im Schnitt acht, die eigentlich aufhören wollten. Die Tabakverkäufer müssten eben andere Angebote machen, um die Menschen in ihre Bars zu locken.

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Dorothée Junkers/DPA