Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union als "wunderbare Entscheidung" begrüßt. "Das ist Ansporn und Verpflichtung zugleich - auch für mich ganz persönlich", sagte sie in Berlin. "Das Nobelpreiskomitee würdigt damit die Idee der europäischen Einigung." Nach Jahrhunderten des Blutvergießens auf dem Kontinent sei eine friedliche Ordnung erreicht worden, zu der auch der Euro gehöre, der mehr sei als eine Währung. Sechs Jahrzehnte Frieden seien für die Menschen in Europa eine lange Zeit. "In der Geschichte ist es nur ein Wimperschlag." Deshalb müssten die Europäer immer aufs Neue daran arbeiten, dieses Friedensprojekt zu erhalten.
Altbundeskanzler Helmut Kohl hat die Ehrung der Europäischen Union mit dem Friedensnobelpreis als "klug und weitsichtig" begrüßt. "Ich freue mich sehr über diese Entscheidung", erklärte der 82-Jährige in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Entscheidung des Nobelkomitees sei "vor allem eine Bestätigung für das Friedensprojekt Europa". Zudem sei die Ehrung "eine Ermutigung für uns alle, auf dem Weg des geeinten Europa weiter voranzugehen". Kohl endete mit den Worten: "Als Europäer haben wir heute allen Grund, stolz zu sein. Ich bin es."
Auch die übrigen Reaktionen von Politikern aus dem In- und Ausland waren überwiegend positiv:
Guido Westerwelle, Bundesaußenminister:
"Das ist eine großartige Entscheidung, die mich stolz und glücklich macht. Die europäische Integration ist das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte. Aus den Trümmern von zwei schrecklichen Weltkriegen sind Frieden und Freiheit gewachsen, aus Erbfeinden sind gute Freunde und untrennbare Partner geworden."
Martin Schulz
, Präsident des Europäischen Parlaments:
"Die EU ist ein einzigartiges Projekt, das Krieg durch Frieden ersetzt hat, Hass durch Solidarität" ... "In der EU geht es um Versöhnung und damit kann sie als eine Inspiration dienen."
Jose Manuel Barroso
, Präsident der Europäischen Kommission:
"Das ist die berechtigte Anerkennung für ein einzigartiges Projekt, das seinen Bürgern und der Welt gut tut. Wir sollten nicht vergessen, dass die Europäische Union in ihren Anfängen Nationen zusammengebracht hat. (...) Später hat sie Länder zusammengebracht, die durch den Kalten Krieg getrennt waren ... Selbst in diesen schwierigen Zeiten bleibt die EU eine Inspiration für Länder und Völker in der ganzen Welt."
Gerhard Schröder
, Altbundeskanzler:
"Für das Zusammenwachsen Europas kommt sie zum richtigen Zeitpunkt und stärkt die Kräfte, die sich für eine weitere Integration der Europäischen Union einsetzen ... Sie ist eine deutliche Absage an Nationalismus und Kleinstaaterei."
Hans-Dietrich Genscher
, früherer Bundesaußenminister:
"Damit wird die friedensstiftende Rolle der europäischen Einigung gewürdigt, friedensstiftend für den europäischen Kontinent und beispielgebend für andere Regionen der Welt. Die Verleihung des Friedensnobelpreises ist aber auch ein deutliches Signal an diejenigen in Europa, die unter Hinweis auf vermeintlich nationale Interessen das europäische Einigungswerk gefährden."
Anders Fogh Rasmussen
, Nato-Generalsekretär:
"Die Europäische Union hat eine entscheidende Rolle dabei gespielt, die Wunden der Geschichte zu heilen sowie Frieden, Versöhnung und Zusammenarbeit quer durch Europa zu fördern. Sie hat dazu beigetragen, Frieden, Demokratie und Menschenrechte auf dem gesamten Kontinent und darüber hinaus voranzubringen."
Hans-Werner Sinn
, Präsident des Münchner Ifo-Instituts:
"Dass der Friedensnobelpreis an die EU vergeben worden ist, finde ich besonders gut. Denn bei aller Diskussion um den europäischen Weg sollte man das europäische Einigungsprojekt nicht in Frage stellen."
Ronald S. Lauder
, Präsident des Jüdischen Weltkongresses:
"Als der Eiserne Vorhang niedergerissen wurde und die diktatorischen Regime in Zentral- und Osteuropa weggeschwemmt wurden, war es die EU, die den neuen Demokratien eine Perspektive geboten und von chauvinistischen Verlockungen abgesehen hat. Heute bleibt die Europäische Union trotz der Wirtschafts- und Finanzkrise ein Vorbild für andere Regionen in der Welt."
Valery Giscard d'Estaing
, früherer französischer Staatspräsident:
"Es ist richtig, dass diese außergewöhnliche Anstrengung, die geleistet wurde von den Europäern und ihren Führern, auf ihrem Kontinent einen dauerhaften Frieden zu etablieren ..., belohnt und geehrt wird."
Herman van Rompuy
, Ratspräsident der Europäischen Union:
"Wir sind alle sehr stolz, dass die Bemühungen der EU anerkannt werden, den Frieden in Europa zu bewahren ... Europa hat zwei Kriege im 20. Jahrhundert erlebt, und wir haben dank der Europäischen Union Frieden geschaffen. Damit ist die Europäische Union der größte Friedensstifter in der Geschichte."
Nigel Farage
, Vorsitzender der euroskeptischen britischen Partei UK Independence Party:
"Das zeigt, dass die Norweger wirklich Humor haben. Die EU sollte den 'Trottelpreis für Frieden' bekommen, weil sie sicher keinen Wohlstand geschaffen hat. Die EU hat für Millionen Armut und Arbeitslosigkeit geschaffen."