Die finnischen Medien sprechen am Tag nach der Parlamentswahl von einer Revolution. So groß sind die Zuwächse, die die rechtspopulistische Partei Wahre Finnen erhalten hat. Nach der konservativen Nationalpartei (20,4 Prozent) und den Sozialdemokraten (19,1 Prozent) erhielten sie 19 Prozent der Stimmen. Ihre Mandate haben sich mehr als versechsfacht, von sechs auf 39 Sitze im Parlament. "Wir haben die Wahlen gewonnen und die Umfragen geschlagen", sagte der Parteichef Timo Soini Finnlands größter Zeitung "Helsingin Sanomat". Großer Verlierer der Wahl war die Zentrumspartei von Regierungschefin Mari Kiviniemi. Sie landete mit 15,8 Prozent der Stimmen auf dem vierten Platz und erhält 35 Parlamentssitze. Die Partei verlor damit 16 Mandate.
Nach der Wahl forderten die Wahren Finnen neue Verhandlungen im Parlament über den Euro. Die Partei wolle keine Politik unterstützen, in der Finnland für "die Fehler anderer bezahlen müsse". Partei-Chef Soini sagte in Helsinki: "Wir waren bisher zu weich gegenüber Europa. Das muss sich ändern." Finnland ist das einzige Euro-Land, das den einzelnen Rettungspaketen für Partnerstaaten nur bei einem positiven Votum im Parlament zustimmen kann. Derweilen erklärte die deutsche Regierung und die EU-Kommission, dass Finnland weiter zu seinen Verpflichtungen gegenüber dem Euro-Rettungsfond stehen solle. Finnlands Anteil an EU-Kreditgarantien beträgt 1,4 Milliarden Euro.
Selbst wenn die rechte Partei nicht in die Regierung einzieht, für die Europa-Politik Finnlands hat die Wahl dennoch eine Veränderung eingeleitet. Wahlanalysten sehen in dem Ergebnis ein finnisches Votum gegen das EU-Rettungspaket für Portugal. Im Wahlkampf hatte sich Soinis Partei gegen EU-Hilfezahlungen für einen Ausstieg Finnlands aus der EU ausgesprochen. Ihr politischer Erfolg könnte nun auch die anderen politischen Lager eine härtere Perspektive gegen Brüssel einnehmen lassen.
Populistische Sichtweisen und Personal mit Promiqualitäten: Soinis Partei scheint durch diese Mischung zu punkten. Soini gibt sich als der nette Kumpel von nebenan und freute sich nach der Wahl auf die Koalitionsverhandlungen in der Sauna. Er macht keinen Hehl aus seiner Schwäche für Bier. Gar zu komplizierte EU-Politik bringt er gerne auf den Punkt: In einem TV-Duell vor der Wahl macht er seine Befürchtung laut, dass die Auszahlungen der EU bald auf den finnischen Stromrechnungen zu sehen sein werden.
Die Prominenz in der Partei dürfte für weitere Stimmen gesorgt haben. Kandidaten wie der Songwriter und Skispringer-Coach Pertti Virtanen oder der im vergangenen Jahr verstorbene Profi-Wrestler Tony Halme prägen das Bild der Rechtspopulisten. Diese Mischung bringt auch den ein oder anderen Politik-Verdrossenen an die Urne: Die Wähler für die Wahren Finnen waren überwiegend Männer mit vergleichsweise schlechter Ausbildung. Und die Parlamentswahlen in Finnland hatten Zuwachs. Es nahmen 2,5 Prozent mehr Menschen Teil als noch 2007.
Ein Rechtsruck geht durch Europa: Diese Gefahr sieht die sozialdemokratische schwedische Tageszeitung "Aftonbladet": "Die Wahren Finnen von Timo Soini sind der jüngste Spross unter den ausländerfeindlichen Protestparteien in Europa." In den Niederlanden, Italien, Ungarn und der Schweiz sind rechtspopulistische Parteien an der Regierung beteiligt.