Mexikanischer Vizegouverneur Spitzenpolitiker sucht Doppelgänger für sich

Es ist die Chance, ungewählt und ohne Wahlkampf einen Top-Posten in der mexikanischen Politik zu ergattern: Der Abgeordnete Renato Tronco Gomez aus Veracruz sucht Doppelgänger - und nicht nur einen.

Renato Tronco Gomez aus Xalapa in Mexiko ist ein gutbeschäftigter Mann. Für seinen Geschmack vielleicht ein zu gut beschäftigter Mann. Er züchtet Pferde und führt als Vizegouverneur seinen Heimatbundesstaat Veracruz. Was Größe und Wirtschaftskraft angeht vergleichbar mit Bayern. Da fällt natürlich einiges an Arbeit an und weil Gomez jeden zufriedenstellen möchte, sich aber nicht zerreißen kann, ist er auf eine simple wie einleuchtende Idee gekommen: Der 45-Jährige sucht Doppelgänger. Diverse. Für seine Funktion als Politiker.

Ähnlichkeit? Muss nicht sein!

"Veracruz ist ein großer Bundesstaat und es dauert oft lange, um von einer Veranstaltung zur anderen zu kommen, wo die Menschen warten, um ihren Vertreter zu sehen", sagte Gomez dem britischen "Guardian". Daher habe er sich Anfang Mai dieses "andere Modell zum Wohl der Veracruz" gestartet. Konkret sieht das so aus: Auf seiner Facebook-Seite "Gesucht: mein Doppelgänger" ruft Gomez die Menschen auf, sich als sein Double zu bewerben. Nicht einmal allzu ähnlich müssten die Interessenten ihm sein: "Ein kleinerer Kandidat könnte Absatzschuhe tragen, ein Dicker eine Diät machen, ein Dünner zunehmen."

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Verboten: Mit seiner Frau schlafen

Vier Männer sollen am Ende den Gomez machen, zwei seien bereits in der engeren Auswahl. Ein Einheimischer sowie ein US-Amerikaner. Eine Jury soll letztlich über den Zuschlag entscheiden, eines der Mitglieder sei seine Ehefrau. Und da ist er auch schon bei den Ge- und Verboten für seine künftigen Alter Egos: Sie dürften nicht in seinem Haus wohnen und auch nicht mit seiner Frau schlafen, so der Kongressmann. Ein präzise formulierter Arbeitsvertrag schreibt zudem vor, dass die Doppelgänger weder rauchen noch trinken dürfen und auch nicht in Gomez' Namen im Parlament erscheinen. Denn das ist illegal. Im Gegensatz dazu, sich als Politiker ein Double zu halten. Diese Art von Repräsentation ist in den Gesetzen Mexikos schlicht nicht geregelt, also rechtens.

Die Aufgaben, die Tronco für seine Doppelgänger vorsieht, sind ohnehin eher repräsentativer Art: Sie sollen Stadtfeste besuchen, Geburtstage, Jubiläen, Beerdigungen, ab und an mit riesigen Scheren rote Bänder durchschneiden sowie als Ansprechpartner für die Bürger dienen. "Ich könnte natürlich auch einen Vertreter zu solchen Veranstaltungen schicken, einen kleinen oder großen, einen Mann oder eine Frau, einen Schwarzen oder Weißen – aber es ist viel besser gleich ein Double loszuschicken", so der 45-Jährige. Die Idee dazu hatte er eigentlich schon vor zwei Jahren gehabt, sie war ursprünglich als Witz gemeint, doch dann seien immer mehr Leute begeistert davon gewesen. Und Geld gibt es auch noch: umgerechnet 1800 für den zweiten und 2400 Euro für den ersten Gewinner.

Wen oder was wählen die Leute eigentlich?

Die politischen Gegner von Renato Tronco Gomez, der bereits in mehreren Parteien war, zuletzt bei den Grünen und mittlerweile als Unabhängiger auftritt, glauben, der Mann mache nur PR in eigener Sache. Sein Ziel sei es, bei den kommenden Wahlen Gouverneur seines Bundestaates zu werden. Diese Ambition streitet er ab, wichtig sei ihm etwas anderes: "Meine Idee könnte zum Vorbild für andere Politiker werden", hofft er. Was die fast schon philosophische Frage aufwirft, wen oder was genau die Leute eigentlich wählen: den Menschen, seine Idee oder einfach nur das Bild, das er von sich in die Welt setzt.