Republikaner-Kandidat Mitt Romney Der Favorit entfacht kein Feuer

  • von Martin Knobbe
Obwohl Mitt Romney beim Super Tuesday die meisten Stimmen der Republikaner bekommen hat, muss er weiter um die Kandidatur kämpfen. Der Multimillionär reißt die Menschen nicht mit.

Ein bisschen sah es so aus, als käme bereits der Präsident zu Besuch. Drei Hubschrauber standen in der Luft über dem beschaulichen Belmont bei Boston, als Mitt Romney, eskortiert von den drei schwarzen Limousinen seiner privaten Leibwächter und des Secret Service, auf dem Parkplatz des Seniorenzentrums in der Beech Street anrauschte. Er winkte dem Meer aus Kameras zu, verschwand in dem Gebäude und tauchte kurz darauf wieder auf: Er hatte sich soeben selbst gewählt.

Natürlich, denn hier in Massachusetts ist er zu Hause und hier stand, wie in neun anderen Bundesstaaten auch, die Vorwahl der Republikaner an, deren Spitzenkandidat Romney im Herbst werden will. Der Parteifavorit war er schon vor diesem Super Tuesday, ungeliebt zwar, aber dennoch klar vor seinem ärgsten Konkurrenten, Rick Santorum. Daran hat sich auch nach dem Großvorwahltag nichts geändert - weder im Guten noch im Schlechten.

Seitenhieb auf den Präsidenten

Romney lud ganz spontan zur Pressekonferenz auf dem benachbarten Baseballfeld und gab auch hier den Elder Statesman, der fast nur über Außenpolitik sprach. Er würde Israel in seinem Kampf gegen die iranische Atombombe rückhaltlos unterstützen, sagte er, "auch militärisch". Es war ein Seitenhieb gegen Präsident Barack Obama, der am Morgen noch eine militärische Unterstützung im Falle eines israelischen Angriffs nicht als bindend bezeichnet hatte. So klar, so souverän, so erhaben, so präsidial hatte man den ehemaligen Gouverneur aus Massachusetts selten gesehen.

Vier Stunden später aber steht Mitt Romney in einem Ballsaal des Westin Hotels in Boston auf beigefarbenem Teppich im Quadratmuster und ist plötzlich wieder ganz der Alte. Etwas verlegen lächelt er seinen jubelnden Anhängern zu, die seit Stunden bei Miniburgern und Budweiser ausharren, mit live gespielten Cover-Versionen der Isley Brothers, der Black Eyed Peas oder, of course, von Adele.

"Wir waren seit zwei Monaten nicht mehr zu Hause"

Romney dankt ihnen und spult dann die Anti-Obama-Rhetorik ab, die man schon aus den unzähligen Wahlkampfauftritten kennt. Gegen zehn Uhr am Abend verabschiedet er sich in sein Haus in Belmont, "wir waren ja seit zwei Monaten nicht mehr zu Hause". Ein euphorischer Präsidentschaftskandidat sieht anders aus.

Es mag daran liegen, dass zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht alle Stimmen aus den zehn Staaten ausgezählt sind, die an diesem Dienstag über die vier republikanischen Präsidentschaftskandidaten richten. Es mag auch daran liegen, dass Mitt Romney vielleicht schon weiß, dass er heute einen Sieg verbuchen wird, aber keinen, von dem die Welt noch lange sprechen wird.

Ein Vorsprung von gerade einmal ein Prozent

Tatsächlich wird Mitt Romney am Ende in sechs Staaten die Mehrheit haben. Doch im wichtigsten Bundesstaat dieser Wahlrunde, in Ohio, beträgt sein Vorsprung zu seinem größten Herausforderer, dem ehemaligen Senator Rick Santorum, nur rund 12.000 Stimmen. Das entspricht einem Prozent.

Mitt Romney bleibt der eindeutige Favorit für die nächsten Vorwahlen in den kommenden Wochen und Monaten. Er wird am Ende vermutlich die mindestens 1144 Delegierten auf seiner Seite haben, die ihn beim Parteitag der Republikaner Ende August zum Herausforderer Obamas küren können.

"Morgen früh wachen wir auf, und machen so weiter"

Doch die Wahl am Super Tuesday offenbarte einmal mehr seine großen Schwächen: Bei den streng Konservativen, die vor allem im Süden des Landes zu Hause sind, nimmt man ihm seine Bekenntnisse zu konservativen Kernthesen nicht ab. Als Multimillionär kommt er bei Bessergestellten deutlich besser an als bei den einfachen Menschen, von denen es aber deutlich mehr gibt. Vor allem aber vermag er eines nicht: Das Feuer in seiner Partei wieder zu entzünden, das so dringend notwendig ist, um es mit dem Schwergewicht Obama aufnehmen zu können.

"Wir wachen morgen früh auf und dann machen wir so weiter", rief Mitt Romney seinen Anhängern zu. Zumindest an Pragmatismus und Hemdsärmlichkeit fehlt es dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten nicht.