Für peinliche Videos war Rob Ford immer zu haben: Der Bürgermeister der kanadischen Metropole Toronto trat gegen Wrestling-Legende Hulk Hogan im Armdrücken an, rannte nichtsahnend mit dem Gesicht in eine Kamera und bezeichnete Menschen asiatischer Herkunft im Stadtparlament als "those oriental people" - diese Leute aus dem Orient. Ein Filmchen dürfte dem konservativen Politiker dabei besonders unangenehm aufgestoßen sein: Es zeigt angeblich, wie er mit einer Glaspfeife Crack raucht.
Und genau das hat Ford nun zugegeben. "Vor ungefähr einem Jahr" und "im Vollrausch" habe er die auf Kokain basierende Droge zu sich genommen, sagte er am Dienstag in Toronto. In der Zeit zwischen Drogenkonsum und Geständnis hat er aber anscheinend versucht, Beweise zu vernichten, wie das Magazin "Vice" berichtet. Ein annonymer Hacker habe sich im Juli an die Redaktion gewandt und behauptet, Fords Kommunikationschef Amin Massoudi habe ihn angeheuert und gefragt: "Do you know how to delete something from a website's server?" Gemeint war das komprommitierende Video. Zum Beweis lieferte der Informant "Vice" eine Abschrift seines E-Mail-Verkehrs mit Massoudi - jedoch ohne die vollständigen Kopfzeilen, mit denen die Nachrichten verifiziert werden könnten.
Reue, aber keine Konsequenzen
Fords Büro soll dem Hacker 220.000 Dollar (ungerechnet etwa 163.000 Euro) geboten haben, um in die Server der Hosting-Website "Bugs3" einzubrechen. Dort konnte er angeblich zwei große Dateien herunterladen, das Löschen des komprommitierenden Videos gelang jedoch nicht. Deswegen sei der Deal geplatzt.
Am Dienstag bat Ford in Toronto reumütig um Entschulding dafür, die Bewohner seiner Stadt "in Verlegenheit gebracht" zu haben. Konsequenzen will er daraus jedoch nicht ziehen: "Ich wurde gewählt, um meinen Job zu machen. Und das ist genau das, was ich weiterhin machen werde." Bei Protesten in Toronto wurde unterdessen sein Rücktritt gefordert - "Crack Ford Resign". Ein Demonstrant nahm es mit Humor: "Wo kann ich hier ein bisschen Crack kaufen?", stand auf seinem Transparent. "Ich will Bürgermeister werden!"
Wiederwahl trotzdem wahrscheinlich
Auch Fords politische Gegner bringen sich in Stellung: Stadträtin Jaye Robinson sagte, der Bürgermeister habe nicht mal mehr "ein Fünkchen an Glaubwürdigkeit". Und Kathleen Wynne, Premierministerin der Provinz Ontario, deren Hauptstadt Toronto ist, äußerte die Befürchtung, die Stadt werde es schwer haben, wieder zur Normalität zurückzukehren. Doch weder der Stadtrat noch die Ministerin können Ford nach der Gesetzeslage zum Rücktritt zwingen, so lange er nicht eines Verbrechens angeklagt und verurteilt worden ist. Und es ist derzeit fraglich, ob dem Bürgermeister eine Anklage droht.
Politische Beobachter glauben, er habe sogar gute Chancen auf eine Wiederwahl. "Es dürfte ein leichtes für ihn werden", sagte Nelson Wiseman, Politikprofessor an der Universität von Toronto, dem Sender CBC. Viele Leute hätten Ford gewählt, weil er nicht als "einer der vielen Abzocker im Rathaus" gelte. Tatsächlich ergab eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forum Research in den vergangenen Tagen eine wachsende Unterstützung bei Fords Stammwählerschaft.