Auch fünf Tage nach dem Messer-Attentat auf die schwedische Außenministerin Anna Lindh hat die Polizei bei der Suche nach dem Mörder immer noch keinen Durchbruch erzielt. Die Stockholmer Polizeichefin Carin Götblad wandte sich am Montag wegen der weiter ausgeblieben Fahndungserfolge mit einem Appell an die Bevölkerung und bat um neue Hinweise auf "auffällige Personen, die vielleicht etwas außerhalb stehen". Sie sagte weiter: "Wir wollen uns nicht auf einen zu engen Personenkreis bei der Suche nach dem Täter festlegen."
Nach Angaben des Chef der Fahndungsgruppe, Leif Jennekvist, hat die Polizei auch nach Veröffentlichung von Fahndungsfotos mit dem Gesicht des Hauptverdächtigen dessen Namen nicht ermittelt. Er bestritt ausdrücklich Zeitungsangaben unter Berufung auf Kripo-Beamte, wonach der Mann identifiziert und wahrscheinlich innerhalb von zwei Tagen dingfest gemacht sei.
Hinweise laufen nur schleppend ein
Auch mehrere andere offizielle Angaben zum Stand der Suche nach dem Täter vermittelten den Eindruck einer nicht sehr weit gediehenen Fahndung. So habe die Veröffentlichung der Fotos aus dem NK-Kaufhaus, in dem die 46-jährige Lindh am Mittwoch niedergestochen wurde, deutlich weniger Hinweise gebracht als erhofft. Auch verfüge die Polizei nicht, wie in Medien gemeldet, über Blutspuren des Täters von einer angeblichen Handverletzung. Der Abgleich von DNA-Spuren auf seinem blauen Golfkäppi mit dem DNA-Register von in Frage kommenden Gewalttätern sei bisher erfolglos geblieben. Das Tatmesser soll zu genauen Analysen möglicher DNA-Spuren zu britischen Spezialisten geschickt werden. Fingerabdrücke waren darauf nicht zu finden.
Fahndung verläuft "planmäßig"
Jennekvist sagte dennoch vor Journalisten, die Fahndung verlaufe "gut und planmäßig". Dem widersprachen in Medien zunehmend juristische Experten und verwiesen darauf, dass die große Mehrzahl von Morden in Schweden entweder sehr schnell oder gar nicht aufgeklärt wird. Der Anwalt Leif Silbersky erklärte im Rundfunk: "Die Bevölkerung erwartet ganz einfach, dass dieser Mord schnell aufgeklärt wird."
Kritik an der Veröffentlichung von Fotos
Er kritisierte die nach erheblichem Zögern der Polizei erfolgte Veröffentlichung von Fotos mit dem Gesicht des Hauptverdächtigen. Dies könne seine Identifizierung durch Zeugen in einem späteren Verfahren juristisch wertlos machen, wie dies schon nach dem Attentat gegen den früheren schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme 1986 der Fall gewesen sei. Der Palme-Mörder ist bis heute nicht überführt.
Neben dem privaten Begräbnis für die ermordete Außenministerin im Kreis ihrer Familie plant die sozialdemokratische Partei Schwedens für Freitag eine offizielle Trauerfeier mit 1200 Gästen aus aller Welt. Über den Teilnehmerkreis wurden noch keine Angaben gemacht.