Trumps Kongress-Rede CNN-Umfrage gefällt Spicer - und schon nennt er den Sender nicht mehr "Fake News"

Donald Trump hat in seiner Rede vor dem Kongress kaum gepöbelt und versöhnliche Töne angeschlagen. Das kam gut an - auch bei CNN-Zuschauern.

Es war der bislang präsidentiellste Auftritt des neuen Präsidenten. In seiner ersten Ansprache vor dem US-Kongress bemühte sich Donald Trump, eine andere Seite zu zeigen. Er hielt nicht eine seiner üblichen Wutreden, sondern versuchte sich an einer Versöhnungsrede. Er sprach viel von parteiübergreifender Zusammenarbeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt - natürlich immer in Bezug auf amerikanische Größe und ein "großartiges Amerika". Viele Bürger zeigten sich offenbar überrascht von Trumps Rede - und reagierten positiv.

Laut CNN waren knapp 70 Prozent der Zuschauer optimistischer als vorher in Bezug auf Trumps Präsidentschaft. Fast 80 Prozent bewerteten den Auftritt insgesamt positiv. Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, zitierte die Umfrage und twitterte die Ergebnisse. Er nannte CNN dabei beim Namen und schrieb nicht von "Fake News". 

Viele US-Journalisten reagierten darauf mit Häme und Ironie. "Sean Spicer zitiert CNN-Umfrage, das gleiche CNN, das er vom Weißen Haus ausgeladen hat, werden Umfragen so ein bisschen benutzerfreundlicher für ihn?", schreibt ein Nutzer.  Der "nwsltr", ein Twitter-Newsletter aus den USA, formuliert schlicht: "CNN sind nicht länger "Very Fake News".

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Donald Trump bemüht sich um ruhige Töne

Trump selbst bemühte sich mit seiner gewandelten Tonlage um einen Neustart. Er hat turbulente erste Amtswochen hinter sich: Um viele seiner Kabinettsnominierungen gab es heftigen Streit im Senat, seine Einreiseverbote wurden von Richtern vorläufig ausgebremst, Medienberichte über angebliche dubiose Russland-Kontakte seines Teams erzeugten große Unruhe im Kongress und der Öffentlichkeit und zwangen seinen Sicherheitsberater Michael Flynn zum Rücktritt.

Und die historisch niedrigen Umfragewerte des neuen Präsidenten deuten darauf hin, dass bis auf seine eingefleischten Anhänger nur wenige Bürger mit seiner bisherigen Arbeit zufrieden sind. In seiner Kongress-Rede verwendete Trump deshalb nun erstmals größere Anstrengungen darauf, über seine Kernklientel hinauszureichen und seine Basis zu verbreitern. 

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Hier übt Donald Trump seine Rede - im Auto

Trump verurteilt Angriffe auf Inder

Den neuen Ton setzte er schon gleich zu Beginn: Trump verurteilte die jüngsten antisemitischen Vorfälle sowie den mutmaßlich fremdenfeindlich motivierten Schusswaffenangriff auf zwei Inder. "Wir sind ein Land, das vereint zusammensteht, wenn es darum geht, den Hass und das Böse in allen seinen Formen zu verurteilen", sagte er.

Doch in dem neuen Trump steckt weiterhin der alte Trump. Viele Lieblingsthemen seiner Wutkampagne kehrten, wenngleich in abgemilderter Form, auch in diesem Auftritt wieder. So sprach der Präsident zwar von einer großen Einwanderungsreform, die er gerne mittels überparteilicher Zusammenarbeit verwirklichen würde - demnach sollen Migranten mit bestimmten beruflichen Qualifikationen ins Land gelassen werden.

Doch zugleich polemisierte Trump erneut gegen illegale Einwanderer, die er pauschal unter Kriminalitätsverdacht stellte. Angehörige von US-Bürgern, die von "Illegalen" getötet wurden, sitzen als geladene Gäste in den Zuschauerrängen und wurden von Trump namentlich begrüßt. Und er bekräftigte auch seine Absicht, durch rigorose Einreiserestriktionen die Terrorgefahr abzuwehren: "Wir können nicht erlauben, dass unsere Nation zu einem sicheren Hafen für Extremisten wird."

AFP
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