Simbabwe Schläge für die hungernden Milliardäre

Im Kampf gegen seine Wahlniederlage setzt Simbabwes Präsident Robert Mugabe wieder auf das bewährte Rezept aus Terror und antikolonialer Hetze. Während die Regierung alle Stimmen erneut auszählen lassen will, spricht die Opposition schon von einem drohenden Krieg.

In Simbabwe verbreiten Präsident Robert Mugabes loyale Schlägertrupps - die sogenannten Veteranen des Befreiungskriegs - wieder Angst und Schrecken. Die wegen ihrer Gewaltbereitschaft berüchtigten Verbände knüpfen da an, wo sie vor ein paar Jahren aufgehört haben: an der Besetzung von Farmen im Besitz Weißer. Nachdem knapp 4000 Höfe enteignet wurden, wird deren Rest noch auf rund 900 geschätzt. Auch Tourismus-Anwesen stehen nun im Visier - wie die südlich von Masvingo gelegene Paynnanda Lodge. Eigentümer und Personal wurden weggejagt, berichtete Hendrik Olivier, Direktor des Farmerverbands.

Im Kampf gegen eine drohende Wahlniederlage setzt der seit knapp drei Jahrzehnten regierende Mugabe wieder aufs bewährte Rezept aus Terror und antikolonialer Hetze. Bevor die letzten Beobachter und offiziell zugelassenen Journalisten das Land verließen, wandte sich die Opposition daher noch mit einem letzten dringenden Hilferuf an die Weltöffentlichkeit und warnte vor einem drohenden "Krieg" gegen die Bevölkerung. Die hält seit einer Woche schon den Atem an und wartet gespannt auf die Verkündung der Ergebnisse, die gut eine Woche nach der Wahl noch immer nicht vorliegen.

Und so schnell wohl auch nicht bekannt werden. Denn Mugabes Zanu-PF-Partei spielt auf Zeit und fordert nun eine erneute Auszählung der Stimmen. Die von der oppositionellen Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) befürchtete Provokation für das Auslösen einer Gewaltwelle zeichnet sich bereits ab. Die Zanu-PF nährt irrationale Angst vor einer Revision der Landreform. Sie würde mit Enteignungen von meist an Günstlinge verteilten Farmen aus ehemals weißem Besitz einhergehen, schrieb der staatlich kontrollierte "Herald". Obwohl die bisherige Opposition das bestreitet, werden Emotionen geschürt.

Mugabes Sprecher George Charamba bezeichnet die MDC für "vom Westen" gesteuert. "Die MDC hat einen monumentalen Fehler begangen und damit einen bösartigen Hund geweckt, den sie besser hätte schlafen lassen sollen. Die Veteranen sind in Aufruhr!" Damit steigt die Angst vor einer brutalen Machtprobe in einem Land, dessen Bevölkerung sich wegen des geduldigen Ertragens von Hyperinflation, Mangel, Einschüchterung und Hunger bereits den Spott und Hohn der Nachbarländer einhandelt.

Der Tenor der veröffentlichten Meinung entspricht der von Südafrikas Präsident Thabo Mbeki: Die Simbabwer müssen sich erst mal selbst helfen, wenn ihnen geholfen werden soll. Beobachter haben sich vor der Wahl bereits gefragt, ob im Falle einer manipulierten Wahl Gewaltausbrüche wie in Kenia zu befürchten sind. Doch bisher galten sie eher als ausgeschlossen. Zum einen gibt es keine ethnischen Spannungen, zum anderen ist die darbende Bevölkerung zu sehr mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt in einem Land, in dem gerade ein neuer 50-Millionen-Simbabwe-Dollar-Geldschein ausgegeben wurde.

Der ist gerade mal einen US-Dollar wert. In dem Land mit der weltweit höchsten Inflation von nun 165.000 Prozent werden Hungerleider zu Milliardären, die mit ihrem zunehmend wertloser werdenden Geld kaum noch etwas kaufen können. Ein Viertel der Bevölkerung ist daher bereits ins Ausland geflohen. Zurück blieben vor allem die Alten und die ganz Jungen - von ihnen muss Mugabe keine Revolte befürchten.

Dennoch hat das Verlangen nach politischem Wandel zugenommen. Im Ausland lebende Simbabwer machen immer offener Stimmung für ein Recht auf Wandel. "Es ist Zeit für einen letzten Aufstand. Jetzt oder nie!", meinte der Journalist Basildon Peta, der im südafrikanischen "Sunday Independent" weiter schrieb: "Wenn Mugabe den Willen des Volkes verfälscht, muss er sich einer wütenden Nation stellen - Simbabwe muss für ihn und seine Mit-Verbrecher unregierbar werden!"

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Ralf E. Krüger/DPA