Die Drohung Teherans, die für Öltransporte wichtige Seestraße von Hormus zu sperren, hat zu neuen Spannungen zwischen dem Iran und den USA geführt. Teheran sei entschlossen, seine "vitalen Interessen zu verteidigen", sagte der Vizechef der iranischen Revolutionsgarden, Hassan Salami. Die USA warnten, eine Schließung des Seewegs "nicht zu tolerieren", und ließen offenbar einen Flugzeugträger in die Region einfahren.
Sein Land werde "auf Bedrohungen mit Bedrohungen antworten", sagte General Salami nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Fars. Er hoffe zwar nicht, dass der Iran sich verteidigen müsse. "Wir werden aber mit der größten Entschlossenheit handeln", sagte Salami.
Die iranische Armee sichtete in der Region um die Straße von Hormus zuvor nach eigenen Angaben einen US-Flugzeugträger. Wie Admiral Mahmud Mussawi laut Nachrichtenagentur Irna sagte, entdeckte ein Aufklärungsflugzeug das Schiff in einer Zone, in der seit Samstag ein zehntägiges Marinemanöver stattfindet. Die Marine habe Aufnahmen von dem Flugzeugträger gemacht, die Raketen, Radargeräte und Flugzeuge an Bord des Schiffs zeigten. Der Internetseite des Staatsfernsehens zufolge riet Mussawi ausländischen Streitkräften, Irans "Warnungen ernst zu nehmen" und nicht in das Manövergebiet einzudringen.
US-Flugzeugträger hat Seestraße passiert
Die US-Regierung teilte mit, dass ein US-Flugzeugträger und ein Lenkwaffenkreuzer die Straße von Hormus in Richtung des Arabischen Meers passiert hätten. Einem Pentagon-Sprecher zufolge handelte es sich um ein im Vorfeld geplantes Manöver, um die Soldaten in Afghanistan zu unterstützen. Die USA drohten Teheran zudem, "jegliche Störungen des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormus" nicht dulden zu wollen. Das US-Außenministerium kritisierte die iranische Drohung mit einer Sperrung des Seewegs außerdem als "Versuch, die Aufmerksamkeit von den echten Problemen abzulenken".
Der Westen verdächtigt Teheran, unter dem Deckmantel ziviler Atompläne an Nuklearwaffen zu arbeiten. Die iranische Führung pocht dagegen auf ihr Recht, im Rahmen des von ihr unterzeichneten Atomwaffensperrvertrags Uran zu friedlichen Zwecken anreichern zu dürfen.
Bis zu 40 Prozent der weltweit verschifften Öllieferungen
Der Iran hatte mit einer Blockade der Straße von Hormus gedroht, sollte der Westen neue Sanktionen gegen Teheran beschließen. Teheran hatte für den Fall eines Angriffs oder eines Exportverbots für sein Öl bereits mehrfach mit einer Blockade gedroht. Durch die etwa 50 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer werden bis zu 40 Prozent der weltweit verschifften Öllieferungen transportiert. Das in der Region stattfindende Manöver ist das bisher größte in der Geschichte der iranischen Marine. Es erstreckt sich über rund 2000 Quadratkilometer bis in den Indischen Ozean.
Frankreich hält die Drohung des Irans mit einer Seeblockade von Öltransporten für nicht akzeptabel. "Die Meerenge von Hormus ist eine internationale Meerenge. Dementsprechend haben alle Schiffe ein Durchfahrtsrecht, unter welcher Flagge sie auch fahren", bekräftigte eine Sprecherin des Außenministeriums. "Wie auch bei den Themen Menschenrechte und Weiterverbreitung von Kernwaffen rufen wir die iranischen Behörden dazu auf, das internationale Recht zu respektieren und ganz besonders die Freiheit der Schifffahrt in internationalen Gewässern und Meerengen", sagte die Sprecherin. Mit der 1982 verabschiedeten Internationalen Seerechtskonvention und dem internationalen Seegewohnheitsrecht gebe es eindeutige Regeln.
Italiens Regierungschef Mario Monti forderte rasche Sanktionen gegen den Iran, um dessen Gewinne aus dem Ölhandel zu mindern. Die Europäische Union hatte bereits neue Strafmaßnahmen gegen Irans Finanz- und Ölsektor angekündigt, welche die EU-Außenminister im Januar verhängen könnten.