In Frankreich hat eine Streikwelle gegen die geplante Rentenreform von Präsident Nicolas Sarkozy zu einem Verkehrschaos geführt. Mitarbeiter im Pariser Nahverkehr sowie der Gas- und Stromversorger GdF und EdF schlossen sich am Mittwoch dem unbefristeten Ausstand an, den die Eisenbahner am Dienstagabend begonnen hatten.
Der Dienst der Pariser Busse und der Metro war erheblich eingeschränkt. In der Hauptstadt bildeten sich schon am frühen Mittwochmorgen Staus, da nur sehr wenige U-Bahnen fuhren. Den Pariser Verkehrsbetrieben zufolge, fuhr nur jede fünfte Metro.
Universitäten schließen sich an
Seit Dienstagabend rollt weniger als jeder sechste Hochgeschwindigkeitszug, auch der Verkehr nach Deutschland ist beeinträchtigt. Die Hochgeschwindigkeitszüge Thalys zwischen Paris und Köln und Eurostar zwischen Paris und London sollen jedoch zunächst nicht von Ausfällen betroffen sein.
Den Streik bei den Versorgern sollten nach Angaben der Gewerkschaften nur einzelne Gebäude zu spüren bekommen. Die Beschäftigten kündigten an, dass sie den Büros der konservativen Regierungspartei UMP den Strom abschalten wollten. Weiträumige Stromausfälle seien aber nicht geplant.
Der Streik könnte der größte in Frankreich seit mehr als einem Jahrzehnt werden. Die Studenten von 26 der 85 Universitäten sprachen sich darfür aus, sich dem Streik anzuschließen, um gegen eine bereits vor Monaten verabschiedete Uni-Reform zu protestieren.
Streitpunkt Rentenreform
Für Sarkozy ist die Streikwelle die härteste Kraftprobe seit seinem Amtsantritt vor einem halben Jahr. Am Dienstag hatte er seine Entschlossenheit bekräftigt, das Reformpaket unverändert durchzubringen. Er hat Kernpunkte der Rentenreform für Staatsdiener, insbesondere eine Anhebung der Beitragszahlungen von 37,5 auf die üblichen 40 Jahre, für "nicht verhandelbar" erklärt. Die Aufhebung des frühen Renteneintrittsalters für den öffentlichen Sektor ist ein Schwerpunkt der Reformen.
Dieses Privileg will Sarkozy abschaffen, weil seiner Darstellung zufolge sonst die Pensionen bald nicht mehr zu bezahlen sind. Die Eisenbahner hingegen argumentieren, dass das niedrige Rentenalter eine Entschädigung für die ihrer Meinung nach geringe Bezahlung und die belastenden Arbeitszeiten sei.