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Kampf um mehr Lohn Streiks legen Großbritannien in der Weihnachtszeit lahm – Menschen sollen zu Hause bleiben

Auch die Postzusteller in Großbritannien streiken
Mitglieder der Gewerkschaft Communication Workers Union protestieren in London. Auch die Postzusteller in Großbritannien streiken.
© Victoria Jones/PA Wire / DPA
In Großbritannien droht vielen Familien erneut ein digitales Weihnachten. Denn tausende Mitarbeiter von Transportunternehmen gehen in den Ausstand. Nicht die einzige Branche, die streikt.

Großbritannien wird von einer beispiellosen Streikwelle erfasst, die laut Medien in den vier Wochen um die Weihnachtszeit anhalten dürfte. Auftakt war am Dienstag: Zehntausende Beschäftigte der Bahn traten in einen 48-stündigen Ausstand, betroffen waren vor allem Pendlerinnen und Pendler. Auch am Mittwoch beherrschte der Streik den öffentlichen Nahverkehr. Bis zum Donnerstag dürften die Störungen anhalten, berichtete der "Guardian", bevor dann am Freitag ein erneuter zweitägiger Arbeitskampf starten sollte.

Die Gewerkschaft RMT rechnete mit 40.000 teilnehmenden Beschäftigten und kämpft mit dem Ausstand für deutliche Lohnerhöhungen auf dem Niveau der hohen Inflation. Die Arbeitsniederlegungen könnten der Auftakt zu einer langen Streikphase werden, an der sich unter anderem auch die Post sowie Krankenschwestern beteiligen.

Menschen in Großbritannien fürchten um das Familienfest zu Weihnachten

Die Züge sollten während der ersten beiden Streiktage nur von 7.30 Uhr morgens und 18.30 Uhr abends überhaupt fahren und in diesem Zeitraum sollte nur jede fünfte Verbindung angeboten werden. Die Menschen in Großbritannien waren aufgerufen, möglichst keine Reisen anzutreten. Viele fürchten, dass sie nicht rechtzeitig zu den Feiertagen bei ihren Familien sein können und erneut ein digitales Weihnachten über Online-Chats feiern müssen.

Die Bahn bietet fünf Prozent mehr Lohn rückwirkend für dieses Jahr sowie eine weitere Erhöhung um vier Prozent im kommenden Jahr. Die Gewerkschaft RMT weist dieses Angebot vor dem Hintergrund von derzeit über elf Prozent Inflation als unzureichend zurück.

Bis zum Ende dieses Jahres dürfte in Großbritannien kein Tag mehr ohne Streiks vergehen – über die reiseintensiven Feiertage drohen zum Beispiel Arbeitsniederlegungen an den Airports. In vielen Bereichen ist die Not angesichts der hohen Lebenshaltungskosten groß. Krankenpflegekräfte des öffentlichen Sektors fordern gar eine Lohnerhöhung von 17 Prozent – zum Ausgleich für die vergangenen entbehrungsreichen Jahre.

Die Regierung wiederum begründet ihre Ablehnung der hohen Forderungen der Gewerkschaften mit klammen öffentlichen Finanzen und der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Sie rief unter anderem die RMT auf, die Streiks abzusagen, um die Reisepläne der Britinnen und Briten zum Jahresende nicht zu gefährden.

Quellen. AFP / "The Guardian"

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anb AFP

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