Südamerika Uruguay wählt zum ersten Mal einen linken Präsidenten

Die schwere Wirtschaftskrise löste das System von Colorado- und Nationalpartei auf, die das Land abwechselnd 170 Jahre lang regierten. Zehntausende jubeln dem linksgerichteten Tabare Vazquez zu.

Nach Argentinien, Brasilien und Venezuela hat auch Uruguay einen linksgerichteten Präsidenten gewählt. Im dritten Anlauf erreichte der 64-jährige Tabare Vazquez nach Ergebnissen von Wählernachfragen sein Ziel, der erste linksgerichtete Staats- und Regierungschef in der Geschichte des südamerikanischen Staates zu werden.

"Uruguayer, lasst uns feiern!" rief Vazquez am Sonntagabend der im Zentrum von Montevideo versammelten Menge zu. Die jubelnden Anhänger antworteten mit Sprechchören wie "Tabare, Tabare, Ole, Ole!" Mehrere zehntausend Menschen strömten auf die Straßen, nachdem mit Schließung der Wahllokale die Ergebnisse von zwei Wählernachfragen veröffentlicht wurden. Demnach erreichte Vazquez 51 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der Nationalpartei, Jorge Larranaga erhielt 34 Prozent. Mit etwa 10 Prozent kam Guillermo Stirling von der regierenden Colorado-Partei nur auf Platz drei. Amtsinhaber Jorge Batlle durfte nicht erneut kandidieren.

Drei Viertel der Einwohner rutschten unter die Armutsgrenze

Die Colorado- und die Nationalpartei haben sich in Uruguay mehr als 170 Jahre lang in der Regierung abgewechselt - unterbrochen von Zeiten der Militärherrschaft wie zuletzt von 1973 bis 1984. Viele Uruguayer machten die beiden großen Parteien für die schwere Wirtschaftskrise im Jahr 2002 verantwortlich. Damals sank die Wirtschaftsleistung um elf Prozent; drei Viertel der 3,4 Millionen Einwohner rutschten unter die Armutsgrenze.

Der Krebsspezialist Vazquez war früher Bürgermeister der Hauptstadt Montevideo. Er wurde von der Frente Amplio (Breite Front) aufgestellt, einem Bündnis mehrerer linksgerichteter Parteien.

In Uruguay herrscht Wahlpflicht; rund 2,4 Millionen Menschen waren für die Abstimmung registriert. Sollte kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erreichen, kommt es Ende November zu einer Stichwahl.

AP