Südostasien-Reise Tote bei Anti-Bush-Protesten

Tausende demonstrierten in Indien und Pakistan gegen US-Präsident George W. Bush, drei Menschen starben. Auf seiner Südostasien-Reise hat Bush einen neuen Schmusekurs mit Indien eingeleitet - sehr zum Unmut des Erzrivalen Pakistan.

Für den amerikanischen Präsidenten George W. Bush ist es nicht ungewöhnlich, dass seine Auslandsaufenthalte von massiven Protesten flankiert werden. Bei seinem Besuch in Indien, eskalierte ein Demonstrationsversuch allerdings derart, dass dabei drei Menschen ums Leben gekommen und mindestens 18 verletzt worden sind.

Grund für die Opfer war ein blutiger Zusammenstoß von Hindus und Moslems in der Stadt Lucknow. Ausgelöst wurde ein Schusswechsel beim Versuch dutzender Muslime, hinduistische Geschäftsleute dazu zu zwingen, ihre Läden aus Protest gegen den Bush-Besuch zu schließen. In der Regel gibt es keine großen Spannungen zwischen den beiden Religionsgruppen in Lucknow.

Proteste gab es auch in der südindischen Stadt Hyderabad, der Bush am Freitag einen mehrstündigen Besuch abstattete. Dort gingen hunderte Demonstranten auf die Straße und riefen "Bush - Hände weg von Indien" und "Bush - geh nach Hause". Einige verbrannten eine Puppe, die den US-Präsidenten darstellen sollte. Zu dem Protestmarsch hatten kommunistische Parteien und muslimische Organisationen aufgerufen.

Im indischen Teil Kaschmirs an der Grenze zu Pakistan protestierten gleich tausende von Menschen und bei einem Zusammenstoß mit Sicherheitskräften wurden etwa ein Dutzend Personen verletzt. Von Indien aus reist Bush weiter nach Pakistan.

In mehreren Städten, versammelten sich dort schon Stunden vor Bushs Ankunft tausende von Demonstranten. Viele verbrannten amerikanische Flaggen.

In Rawalpindi, wenige Kilometer vom Landeplatz der Präsidenten-Maschine entfernt, setzte die Polizei Schlagstöcke ein, um eine Kundgebung von rund 1000 Demonstranten aufzulösen. In Karachi im Süden des Landes versuchten nach Augenzeugenberichten hunderte Steine werfende Islamisten, zum US-Konsulat vorzudringen.

Auf diplomatischer Ebene ging es dagegen sehr höflich zu: Bush sähe das politisch wie wirtschaftlich aufstrebende Indien gerne stärker eingebunden in seinen Kampf gegen den Terrorismus, sagte er in seiner zentralen Rede in Neu Delhi und sparte darin nicht mit Schmeicheleien - auch wenn diese zumindest im Jahr 2006 noch reichlich übertrieben scheinen. Indien sei eine "Weltmacht", sagte er.

Terroranschläge in Pakistan nicht vorbei

Worte, die man in Pakistan nur ungern hören wird, denn dem Nachbarn ist die neue US-indische Zusammenarbeit ein Dorn im Auge. Zumal Indiens Erzrivale zugleich einer der wichtigsten Partner der USA im Kampf gegen den Terrorismus ist. Dieser ist in Pakistan noch lange nicht vorbei: Erst am Donnerstag riss ein Selbstmordattentäter vor dem US-Konsulat in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi einen amerikanischen Diplomaten und drei weitere Menschen mit in den Tod.

Am Tag zuvor, zeitgleich mit dem Beginn von Bushs Südasien-Reise, tötete die pakistanische Armee im Grenzgebiet zu Afghanistan 25 mutmaßliche Terroristen. Der US-Präsident wird den erneuten Beweis des Engagements seines pakistanischen Amtskollegen Pervez Musharraf im Anti-Terror-Kampf wohlwollend zur Kenntnis genommen haben - anders als viele Pakistaner. Die USA sind weithin unbeliebt, Musharraf gilt nicht nur Islamisten als Marionette Washingtons.

Bush und Musharraf dürften sich zwar bei ihren Gesprächen am Samstag beim Thema Terrorismus einig sein. Doch Konflikte drohen an anderer Stelle. US-Außenministerin Condoleezza Rice hat bereits deutlich gemacht, dass das Atom-Abkommen der USA mit Indien für Pakistan keinesfalls in Frage kommt. Dafür hat Pakistan nach illegalen Atomlieferungen an Staaten wie den Iran und Libyen eine zu unsaubere Weste. Doch Musharraf wird nicht klaglos hinnehmen können, dass Indien so eindeutig bevorzugt wird - schließlich wurde Pakistan, das ebenfalls über Kernwaffen verfügt, von den USA einst immerhin als einer der wichtigsten Partner außerhalb der Nato geadelt.

"Strategische Partnerschaft" Pakistans mit China

Musharraf verwies nach dem Atomdeal auch prompt auf die "strategische Partnerschaft" Pakistans mit China - wohl wissend, dass die USA Indien als Gegengewicht zum Reich der Mitte aufbauen wollen. Zwar wird der pakistanische Präsident nicht ernsthaft mit einem Atom-Abkommen rechnen. Um Zugeständnisse vermutlich militärischer Art aber wird Bush am Samstag in Islamabad kaum herumkommen, will er seinen Alliierten Musharraf nicht verprellen - und vor dessen amerika- kritischem Volk düpieren.

AP · Reuters
mit DPA/AP/Reuters