Trotz Aufgabe der Rothemden In den Straßen von Bangkok herrscht Chaos

Die Kapitulation der Widerstandsführer hat die Lage in Bangkok nicht beruhigt - im Gegenteil: Es herrscht Chaos in den Straßen, mehrere Gebäude stehen in Flammen, darunter die Börse. Inzwischen werden auch aus dem Norden Thailands Unruhen gemeldet. Kein Wunder, dass das Auswärtige Amt seine Reisewarnung verschärfte.

Obwohl die thailändische Armee das seit Wochen von oppositionellen Demonstranten belagerte Geschäftsviertel von Bangkok geräumt hat, ist sich die Lage in der thailändischen Hauptstadt chaotischer denn je. Auch die offizielle Aufgabe der sieben Widerstandsführer, die weitere Opfer vermeiden wollten, konnte daran nichts ändern. Das Militär war zuvor mit Panzerfahrzeugen und halbautomatischen Waffen gegen die sogenannten Rothemden vorgegangen.

Nachdem sich die Oppositionsführer der Polizei ergeben hatten, kam es zu schweren Zusammenstößen, bei denen mindesten vier Menschen getötet wurden. Demonstranten steckten zudem zahlreiche Gebäude in Brand, darunter die thailändische Börse und die zweitgrößte Kaufhaus-Mall Südasiens. Ein Kino-Komplex stürzte ein. Auch im Norden Thailands kam es erstmals zu Unruhen. Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva verhängte über die Hauptstadt eine Ausgangssperre bis Donnerstagmorgen.

Da nicht mehr nur Bangkok von den Unruhen betroffen ist, verschärfte das Auswärtige Amt die Reisewarnung für Thailand. Auch in den Norden des Landes solle nicht mehr gereist werden, rät das Amt. Für die Touristenregionen im Süden gibt es noch keine Warnungen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle warnt aber vor einem Bürgerkrieg in Thailand. In Bangkok halten sich etwa 1000 Deutsche auf. Bislang gibt es keine Meldungen, dass jemand von ihnen verletzt wurde.

Unruhen nun auch im Norden Thailands

Gespräche zwischen der Regierung und den Protestführern über eine Entschärfung der Lage waren am Dienstag gescheitert. Die Armee rückte daraufhin am Mittwochmorgen gegen das Lager mit Tausenden Demonstranten vor. Gewaltsam durchbrach sie meterhohe Barrikaden aus Bambus und Reifen, die von den Demonstranten in Brand gesteckt wurden. Soldaten gingen mit Tränengas und Schüssen gegen die Protestierer vor. Deren Anführer boten unter dem Protest von Anhängern an, sich zu ergeben. Kurz darauf waren vier der wichtigsten Anführer auf Live-Fernsehbildern in Polizeigewahrsam zu sehen. Ein Armeesprecher erklärte, das Gelände sei unter Kontrolle der Streitkräfte, die ihren Einsatz eingestellt hätten.

Die Gewalt ging jedoch weiter. Nahe dem Zentrum der Protestbewegung explodierten drei Granaten und verletzten zwei Soldaten sowie einen ausländischen Journalisten schwer. Demonstranten griffen die Zentrale des örtlichen Fernsehsenders Channel 3 an, wie Mitarbeiter berichteten. Die Regierungsgegner setzten Autos auf dem Parkplatz in Brand und drangen in das Gebäude ein. Eine Stunde später brach die Übertragung des Senders ab. In einer Touristengegend mit Luxus-Wohnanlagen fiel der Strom aus. Manche Hotels errichteten Barrikaden aus Holz. In insgesamt fünf Vierteln der Hauptstadt kam es zu Unruhen. Zudem stürmten in Udon Thani und Khon Kaen im Norden des Landes Demonstranten die Rathäuser und setzten Gebäude in Brand.

Banken und Börse bis auf weiteres geschlossen

Mehrere große Banken schlossen auf Bitten der Zentralbank am Mittag ihre Filialen in Bangkok. Finanzminister Korn Chatikavanij kündigte an, die ebenfalls früher geschlossene Börse werde auch am Donnerstag den Betrieb ruhen lassen. Zuletzt hielten sich noch etwa 3000 Regierungsgegner im blockierten Geschäftsviertel Bangkoks auf.

Der Machtkampf hatte Mitte März begonnen, als mehrere zehntausend Demonstranten aus der Provinz in die Hauptstadt kamen, um die Regierung zu stürzen. Bei den wochenlangen Straßenschlachten kamen bisher mehr als 40 Menschen ums Leben; hunderte wurden verletzt.

Reuters
Reuters/APN/dho