Der britische Premierminister David Cameron sieht "echten Fortschritt" im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan. "2011 muss das Jahr sein, in dem dieser Fortschritt unumkehrbar wird", sagte Cameron nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai am Dienstag in Kabul. Bei einem Truppenbesuch in der Unruheprovinz Helmand hatte der Premierminister zuvor nach Angaben der BBC in Aussicht gestellt, dass möglicherweise bereits im kommenden Jahr erste britische Soldaten abgezogen werden könnten.
Cameron sagte nach dem Gespräch mit Karsai, es gebe "keinen Spielraum für Selbstgefälligkeit". Der Fortschritt "ist noch zerbrechlich, aber ich bin vorsichtig optimistisch". Im südafghanischen Helmand habe er sich davon überzeugen können, dass mehr Märkte eröffnet würden und mehr Kinder zur Schule gingen. Die Menschen dort lehnten "das brutale Schatten-Regime der Taliban" ab.
Cameron sagte, die Nato würde im kommenden Jahr wie kürzlich auf ihrem Gipfel in Lissabon beschlossen mit der Übergabe der Verantwortung an die Afghanen beginnen. Der Prozess soll Ende 2014 abgeschlossen sein. Der Kommandeur der ausländischen Truppen in Afghanistan, General David Petraeus, hatte in einem am Montag vom US-Sender ABC ausgestrahlten Interview gesagt, man werde zwar alles daran setzen, die Übergabe zu diesem Datum zu ermöglichen. Es gebe bei solchen Unterfangen aber keine Gewissheiten.
Cameron sagte, nach Plänen der britischen Regierung würden die Kampftruppen des Landes Afghanistan 2015 verlassen. Auch mit weniger britischen Soldaten am Hindukusch würden Großbritannien und Afghanistan aber weiter enge Beziehungen pflegen.
Karsai sagte am Dienstag, man wisse das britische Engagement in der schwierigen Region hoch zu schätzen. Großbritannien sei ein "standhafter Unterstützer Afghanistans und des afghanischen Volkes". In einer von Wikileaks veröffentlichen Depesche der US-Botschaft in Kabul war Karsai zuvor mit der Aussage zitiert worden: "Die Briten sind der Aufgabe, Helmand zu sichern, nicht gewachsen."
Als zweitgrößter Truppensteller nach den USA hat Großbritannien rund 9500 Soldaten in Afghanistan stationiert. Die meisten davon sind im Rahmen der Internationalen Schutztruppe Isaf in Helmand eingesetzt. Nach Angaben des Internetdienstes icasualties.org kostete der Einsatz am Hindukusch bislang 346 britische Soldaten das Leben.