"Ukraine – die Lage" Nach der Ukraine jetzt auch Israel: Was die Unterstützung der beiden Länder für Joe Biden bedeuten könnte

Zu dem Krieg in der Ukraine kommt nach dem Überfall der Hamas auf Israel ein weiterer heißer Konflikt hinzu
Zu dem Krieg in der Ukraine (hier russische Soldaten bei Abfeuern einer Haubitze im August) kommt nach dem Überfall der Hamas auf Israel ein weiterer heißer Konflikt hinzu
© Russian Defense Ministry Press Service / AP / DPA
Weder die USA noch Israel haben nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling ein Interesse daran, dass der Terror der Hamas zu einem großen Nahost-Krieg führt.

Weder die USA noch Israel haben nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling ein Interesse daran, dass der Terror der Hamas zu einem großen Nahost-Krieg führt. Mölling sagt in der 159. Folge des stern-Podcasts "Ukraine – die Lage", die beiden Staaten würden einen großen Konflikt zum jetzigen Zeitpunkt vermeiden wollen. Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik verweist auf das Engagement der USA im Ukraine-Krieg, den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf und die innenpolitischen Spannungen in Israel. "Krieg hat immer ein erhebliches Maß an Unsicherheit", sagt er. Als Indiz für die Zurückhaltung führt er an, es sei "sehr offensichtlich, dass man die Frage, wie stark der Iran involviert ist, zum jetzigen Zeitpunkt lieber nicht beantworten möchte".

Israel- und Ukraine-Unterstützung koordinieren

Andererseits stehe Israel wegen der hohen Opferzahlen des Terrors der Hamas unter Druck, mit außergewöhnlichen Maßnahmen zu reagieren. Eine Bodenoffensive könne aber zu der Erkenntnis führen, dass die totale Kontrolle des Gaza-Streifens nur möglich sei, wenn man den Tod vieler eigener Soldaten hinnehme. Zudem stelle sich die Frage, wie diese Kontrolle dann aufrechterhalten werden solle. Mölling erinnert daran, dass Israel das von Palästinensern bewohnte Gebiet schon einmal besetzt und später wieder geräumt habe.

Nach Möllings Einschätzung ist noch offen, ob der Konflikt im Nahen Osten die Unterstützung der USA für die Ukraine beeinflussen wird. "An diesem Wahlpunkt sind wir noch nicht", sagt er. "Auch die Amerikaner müssen sich erstmal neu sortieren." Nun müsse geklärt werden, welche Unterstützung Israel brauche und wie man das handhaben könne, so dass es nicht mit der Ukraine-Hilfe kollidiere. Diese Unterstützung nach den umfassenden Leistungen der letzten eineinhalb Jahre stark einzuschränken, sei riskant für Joe Biden. "Aus Sicht des amerikanischen Präsidenten wäre es auch ein weggeworfenes Investment." Dadurch würde sich Biden im Wahlkampf möglicherweise noch stärker angreifbar machen.

Deutschland und Europa ruft Mölling auf, die Solidarität mit echten Hilfsangeboten zu verbinden. Er erinnert an die Anschläge in Paris 2015. Damals habe es "sehr schnell eine sichtbare Reaktion von Deutschland gegeben, zu sagen: Was braucht ihr?" Diese Haltung sei selbst dann ein wichtiges Signal, wenn gar keine Unterstützung benötigt werden sollte. Es gehe auch darum zu zeigen, dass man nicht nur zu symbolischer Unterstützung bereit sei.

wue