Podcast "Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling: Russland könnte in Saporischschja bewusst Radioaktivität freisetzen – und das AKW zur Waffe machen

Blick auf einen Block des Kernkraftwerks Saporischschja (Archivbild): 
Blick auf einen Block des Kernkraftwerks Saporischschja (Archivbild): "Dementsprechend hinterlässt man da nur noch verbrannte Erde"
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Russlands Armee sei so sehr in der Defensive, dass sie keine Hemmungen mehr habe, glaubt Sicherheitsexperte Christian Mölling. Dass das Atomkraftwerk in Saporischschja als Waffe dienen könnte, sei nicht unwahrscheinlich.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hält es für möglich, dass Russland im Atomkraftwerk Saporischschja bewusst Radioaktivität freisetzt. "Ich halte das schon für eine reale Gefahr", sagte Mölling zur entsprechenden Warnung der ukrainischen Führung am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage". Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik fragte: "Warum sollte man nicht auch das machen, wenn es einen militärischen Vorteil bedeutet?" Dazu verwies er auf die mutmaßliche Sprengung des gigantischen Kachowka-Staudamms durch russische Kräfte, die große Gebiete verwüstet hatte.

Mölling argumentierte, dass Russland so stark in der Defensive sei, dass es besonders skrupellos vorgehe und keine Rücksicht mehr darauf nehme, welche Gebiete nach den ursprünglichen Plänen in den russischen Saat eingegliedert werden sollten. "Ich würde davon ausgehen, dass Russland zur Zeit glaubt, dass es die Südukraine auf Dauer nicht halten kann", sagte er. "Dementsprechend hinterlässt man da nur noch verbrannte Erde."

Mölling: Westen muss Russland rote Linien aufzeigen

Mölling sagte weiter, im Westen werde schon länger diskutiert, was getan werden könne, um das Atomkraftwerk zu schützen. Es gehe darum, "ob man Russland möglicherweise eine weitere rote Linie aufzeigen muss, was die Nutzung dieses Kernkraftwerks als Waffe angeht."

Es sei eine "total schwierige Situation". Er sprach sich dafür aus, dass alle wesentlichen Akteure auf Russland einwirken. "Jetzt ist die Gelegenheit", betonte er. Der Westen solle zudem versuchen, auch China – den wichtigsten Partner Russlands – einzubinden. "Es kann auch sein, dass China da nicht mitgeht. Aber dann wissen wir, wo sie stehen."

Zugleich warnte Mölling, dass eine nukleare Katastrophe nicht nur möglich sei, wenn Russland das Atomkraftwerk sprengen wolle. Wenn der Kühlkreislauf kollabiere könne ebenfalls Radioaktivität freigesetzt werden. "Das Kernkraftwerk ist unter russischer Kontrolle – so wie es der Staudamm gewesen ist", sagte er. "Alles, was dort passiert, ist Russlands Verantwortung."

tis