Der als Kriegsverbrecher angeklagte frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag den Ausschluss eines Richters in seinem Prozess beantragt. Der für die laufende Anfangsphase des Verfahrens zuständige Richter Alphons Orie habe ein "persönliches Interesse" an dem Fall, erklärte Karadzic in einem vom Gericht veröffentlichten Schreiben.
Orie war bereits an Verfahren gegen andere prominente serbische Angeklagte beteiligt. Dieser Richter habe persönliches Interesse daran, einen Schuldspruch zu erwirken, argumentiere Karadzic. Das würden frühere Urteile unter Ories Leitung bekräftigen.
Der 63-jährige Kardzic war am 21. Juli verhaftet worden. Er hatte unter falschem Namen mit langem Vollbart und wallender Mähne elf Jahre lang unerkannt in Serbien gelebt und als Arzt gearbeitet.
Dem ehemaligen Serbenführer werden Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995 zur Last gelegt. Er wird zusammen mit dem Ex-General Ratko Mladic für die 43-monatige Belagerung Sarajewos und den Mord an 8000 bosnischen Muslimen 1995 in Srebrenica verantwortlich gemacht. Die Ereignisse gelten als grausamste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.