Wie die "Washington Post" (Sonntagausgabe) unter Berufung auf Kreise der Vereinten Nationen (UNO) berichtete, hatte Blix ursprünglich eine positivere Bewertung der Zusammenarbeit geplant. Iraks Regierung habe bei einem Treffen mit Blix vor einer Woche allerdings auf ihrer Position beharrt, sie habe keine weiteren Dokumente für die Inspektoren. Auch besitze sie keine Massenvernichtungswaffen, über die sie Auskunft geben könne.
Der Zeitung zufolge wird Blix' Bericht jedoch keine harsche Verurteilung der irakischen Zusammenarbeit umfassen. "Der mehr in Grauschattierungen als in Schwarz und Weiß gehaltene Bericht könnte den Staaten im Sicherheitsrat Auftrieb geben, die für eine einstweilige Fortsetzung der Inspektionen und gegen eine sofortige Entscheidung für einen Krieg sind", hieß es.
Eine der Grundlagen der Bewertung der irakischen Kooperation ist ein rund 12.000 Seiten starkes Waffendossier, das gemäß der UNO-Auflagen eingereicht hat. Die USA haben den Bericht als lückenhaft bezeichnet und erklärt, wegen der mangelhaften Zusammenarbeit mit den Inspektoren habe Irak bereits substanziell gegen die UNO-Abrüstungsresolution verstoßen. Die USA und Großbritannien werfen Irak vor, über Massenvernichtungswaffen zu verfügen und haben angekündigt, das Land notfalls im Alleingang mit Gewalt zur Einhaltung der UNO-Abrüstungsvorgaben zu zwingen. Irak hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Mehrere Staaten, darunter Deutschland, haben sich gegen einen Krieg ausgesprochen und mehr Zeit für die Inspektionen gefordert.
Kooperation "befriedigend"
Neben Blix, dessen Inspektoren über die Einhaltung der Auflagen zur Beseitigung chemischer, biologischer und ballistischer Waffen wachen sollen, wird auch der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mohamed ElBaradei, dem Rat berichten. Da nur wenige Experten davon ausgehen, dass Irak über Atomwaffen verfügt, dürfte ElBaradeis Bericht weniger kritisch ausfallen als der seines schwedischen Kollegen. Die IAEA hatte vergangene Woche mitgeteilt, Irak werde für seine Antworten auf die Fragen der mit Atomfragen befassten Inspektoren die Note "befriedigend" erhalten.
Blix hingegen hatte nach den Gesprächen in Bagdad in den vergangenen Tagen vor Reportern bereits mehrere offene Fragen erwähnt. Irak habe etwa lapidar erklärt, das Land verfüge nicht mehr über Milzbrand-Erreger und dem Nervengas VX und auch nicht mehr über Raketen vom Typ Scud. Dokumente über die Beseitigung der Waffen, deren Besitz dem Land gemäß den Auflagen der UNO verboten sind, habe Irak jedoch nicht vorzuweisen. Auch habe Irak es bislang nicht erlaubt, dass irakische Wissenschaftler vertraulich befragt werden konnten, wie es die UNO-Abrüstungsresolution für Irak vorsehe.
Keine Sicherheitsgarantie für Aufklärungsflüge Ferner habe die irakische Führung bei den Gesprächen in Bagdad keine Versicherung abgeben wollen, dass Aufklärungsmaschinen der Vereinten Nationen (UNO) über den Flugverbotszonen im Norden und Süden des Landes nicht beschossen würden. In den Zonen, in denen die Golfkriegsalliierten USA und Großbritannien Patrouillenflüge absolvieren, kommt es immer wieder zu bewaffneten Zwischenfällen, da Irak die Zonen nicht anerkennt. Die USA haben der UNO Aufklärungsflugzeuge vom Typ U2 zur Verfügung gestellt, um verdächtige Anlagen in Irak auch aus der Luft ausfindig machen zu können.