Mit der Vorwahl im Staat New Hampshire ist das Rennen um die US-Präsidentschaft in die zweite Runde gegangen. Schon vor Öffnung der Wahllokale am Dienstag um 06.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) konnten der Demokrat Barack Obama und der Republikaner John McCain die ersten Etappensiege einfahren. Das Wahlgesetz von New Hampshire erlaubt es Gemeinden mit weniger als 100 Einwohnern, bereits um Mitternacht die Stimmlokale zu öffnen und wieder zu schließen, wenn alle Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben haben. Davon wurde in Hart's Location und Dixville Notch Gebrauch gemacht. In der Ortschaft Hart's Location erreichte Obama neun Stimmen, seine Rivalin Hillary Clinton drei und John Edwards eine.
Bei den Republikanern bekam McCain sechs Stimmen, Mike Huckabee fünf, Ron Paul vier und Mitt Romney eine. In Dixville Notch stimmten vier Wähler für McCain, zwei für Romney und einer für Rudy Giuliani. Bei dem Demokraten lag abermals Obama mit sieben Stimmen vorn, vor Edwards mit zwei und Bill Richardson mit einer Stimme. Nach seinem Auftaktsieg bei den Wählerversammlungen in Iowa am vergangenen Donnerstag gilt Obama bei den Demokraten auch diesmal als Favorit. In Umfragen führte der 46-jährige Senator aus Illinois klar vor der New Yorker Senatorin und einstigen First Lady Clinton. Bei den Republikanern des scheidenden Präsidenten George W. Bush lag Senator McCain aus Arizona laut Umfragen knapp vor dem früheren Gouverneur von Massachusetts Romney.
"Ihr seid die Welle - und ich reite auf ihr"
Clinton warb am Abend vor der Wahl noch einmal intensiv um Unterstützung und wurde dabei fast von ihren Emotionen überwältigt. Die sonst eher als kühl und kontrolliert wirkende Politikerin rang mit den Tränen, als sie über die Gründe sprach, warum sie für die Demokraten ins Rennen gehen will. Sie sei müde und geschafft von der anstrengenden Kampagne, sagte sie in Portsmouth, wobei ihr mehrfach die Stimme wegbrach. "Es ist nicht einfach. Es ist nicht einfach. Und wenn ich nicht so leidenschaftlich daran glauben würde, das Richtige zu tun, dann würde ich es nicht durchstehen." Dieses Land habe so viel für sie getan, deswegen wolle sie es nicht zurückfallen sehen, erklärte Clinton weiter. Dies sei nicht nur ein politischer Kampf. "Wissen Sie, dass ist eine sehr persönliche Sache für mich", sagte die Senatorin. Sie hat als erste Frau reelle Chancen, US-Präsidentin zu werden, sollte es ihr gelingen, einen weiteren Sieg Obamas zu verhindern.
Dieser rief er seinen jubelnden Unterstützern auf einer Wahlkundgebung zu: "Ihr seid die Welle - und ich reite auf ihr." Die Besonderheit der Vorwahl in New Hampshire ist, dass nicht nur eingetragene Parteianhänger abstimmen dürfen wie zuvor in Iowa. Alle Wahlberechtigten unter den knapp 1,3 Millionen Einwohnern des kleinen Staats im Nordosten der USA dürfen zu den Urnen gehen - ein wichtiger Stimmungstest. Die Wahllokale sind am Dienstag bis 20.00 Uhr Ortszeit (Mittwoch, 02.00 Uhr MEZ) geöffnet.