Wahlkampf bis zur letzten Minute: Mit erbitterten Angriffen haben Hillary Clinton und Barack Obama bei den demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania um jede Stimme gekämpft. Bei der möglicherweise entscheidenden Abstimmung stand vor allem für die ehemalige First Lady viel auf dem Spiel. Sie braucht nach Ansicht von Wahlexperten einen klaren Sieg, um weiter im Rennen bleiben zu können. In den Umfragen vor der Abstimmung lag Clinton zwar vor ihrem Rivalen Barack Obama, ihr Vorsprung schrumpfte jedoch in den vergangenen Wochen deutlich zusammen. TV-Kommentatoren erwarten eine hohe Wahlbeteiligung. Erste Ergebnisse werden nach Schließung der Wahllokale um 02.00 Uhr MEZ erwartet.
Zugleich überraschte Clinton mit unerwartet harten Tönen: Sie drohte dem Iran im Falle eines Angriffs auf Israel mit militärischer "Auslöschung". "Die Iraner sollen wissen, dass ich, wenn ich Präsidentin bin, den Iran (im Falle eines Angriffs auf Israel) angreifen werde", sagte sie dem US-Fernsehsender ABC in einem Interview. Die USA seien in der Lage, die Iraner "komplett auszulöschen". Dies auszusprechen sei zwar "eine schreckliche Sache". Aber die Führung in Teheran müsse die Haltung der USA begreifen, um sie von "waghalsigen, dummen und tragischen" Taten abzuhalten, meinte Clinton.
Letzte Umfragen sagen für die New Yorker Senatorin Clinton rund 48 Prozent der Stimmen voraus, auf den Senator aus Illinois entfallen demnach 43 Prozent. Clinton nutzte in einem letzten Wahlspot vor der Wahl düstere Bilder des Terroristenführers Osama bin Laden, des Zweiten Weltkriegs und der Wirtschaftskrise, um auf die Bedeutung einer starken politischen Führung zu verweisen. Obama warf ihr darauf vor, wie die Republikaner mit einer Politik der Angst Zustimmung gewinnen zu wollen. "Wer wird uns in einer Zeit der Herausforderungen zusammenführen und nicht Angst benutzen, um uns aus kalter Berechnung zu spalten?", hieß es im Wahlspot Obamas.
Obama sieht sich noch als Außenseiter
Aufgrund der demographischen Situation in Pennsylvania wird ein Sieg für Clinton erwartet - in diesem US-Staat gibt es mehr Wähler über 50 Jahre, mehr Weiße und mehr Arbeiter als im Landesdurchschnitt, was bislang meist der New Yorker Senatorin zugute gekommen ist. Entscheidend dürfte die Frage sein, wie hoch der Sieg ausfällt. Auch Obama räumte ein, dass er mit einem Sieg für Clinton rechne. Er hoffe aber, dass dieser nur knapp ausfallen werde. "Wir müssen uns immer noch als Außenseiter sehen", sagte er. Ein knappes Ergebnis würde den Druck auf Clinton erhöhen, ihre Kandidatur aufzugeben, damit sich Obama schon ganz auf die Auseinandersetzung mit dem schon feststehenden republikanischen Kandidaten John McCain konzentrieren kann, der in Umfragen zuletzt aufgeholt und die demokratischen Kandidaten sogar überholt hatte. Entsprechenden Fragen wich sie allerdings aus. "Ich glaube nicht, dass der Abstand eine Bedeutung hat", sagte Clinton in einem Interview des Senders NBC. Eine Niederlage Obamas würde ihrer Meinung nach aber seine Fähigkeit in Frage stellen, in den wichtigen großen Staaten zu siegen.
Für die Wähler in Pennsylvania ist das Thema Wirtschaft sehr viel wichtiger als der Irakkrieg. 47 Prozent bezeichneten laut einer Umfrage des US-Senders MSNBC den Zustand der US-Wirtschaft als ihre größte Sorge, nur 18 Prozent nannten den Irak-Krieg.
Clinton braucht nach parteiinternen Einschätzungen einen deutlichen Sieg in Pennsylvania, um angesichts der landesweiten Führung Obamas bei den Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag Ende August weiterhin im Rennen bleiben zu können. Bei der Vorwahl, für die bis zu vier Millionen Wähler der Demokraten eingeschrieben waren, geht es um 158 Delegiertenstimmen. Derzeit hat Obama 1644, Clinton 1498 Delegierte für den Parteitag in Denver hinter sich. 2025 Stimmen werden für die Nominierung benötigt. Die Präsidentenwahl findet am 4. November statt.