US-Wahl Clinton will ihre Stimmen Obama geben

Die im Präsidentschaftswahlkampf unterlegene Senatorin Hillary Clinton plant für den Parteitag ein Zeichen der Einigkeit: Sie will ihre Delegierten von ihrer Abstimmungsverpflichtung entbinden, damit sie für den designierten Kandidaten Barack Obama stimmen können.

Die im Präsidentschaftswahlkampf unterlegene Senatorin Hillary Clinton will ihre Delegiertenstimmen dem designierten Kandidaten Barack Obama übergeben und so ein Zeichen für die Einigkeit der Demokraten setzen. Einen Tag vor Beginn des Wahlparteitags in Denver verlautete aus Parteikreisen, Clinton werde die von ihr in den Vorwahlen gewonnenen Delegierten am Mittwoch von ihrer Abstimmungsverpflichtung entbinden. Clinton wolle an ihre Anhänger appellieren, sich hinter Obama zu scharen, hieß es in Denver.

Die Frau von Expräsident Bill Clinton hatte sich nach fünf Monaten eines erbitterten innerparteilichen Wahlkampfs erst am 3. Juni geschlagen geben müssen. Den Ausschlag gaben aber nicht die in den Vorwahlen errungenen Delegiertenstimmen, sondern die in ihrer Entscheidung ungebundenen "Superdelegierten", von denen sich ein großer Teil schon vor dem Nominierungsparteitag als Parteigänger Obamas zu erkennen gaben. Mit ihrer jetzt auf Zusammenarbeit bedachten Haltung demonstriert Clinton nach Ansicht von Beobachtern ihre weitere Politikfähigkeit.

Clinton-Fans wollen für McCain stimmen

Laut der jüngsten Umfrage des Senders NBC sind derzeit aber nur 52 Prozent von Clintons Anhängern zur Stimmabgabe für Obama bereit. Ein Fünftel will derzeit für dessen Gegenkandidaten John McCain stimmen. Der viertägige Wahlparteitag der US-Demokraten in Denver wird an diesem Montagnachmittag (Ortszeit, 23 Uhr MESZ) offiziell eröffnet. Mehr als 4000 Delegierte kommen zusammen, um Obama offiziell für die Präsidentschaftswahl zu nominieren.

Obamas Sprecher Robert Gibbs räumte im Sender CNN ein, dass der harte Vorwahlkampf zwischen Clinton und Obama Spuren hinterlassen habe: "Es gab auf jeder Seite viel Leidenschaft, und das ist auch verständlich." Die Partei werde aber von Denver ein Signal der Einheit gegen die Republikaner aussenden, sagte Gibbs.

Zur Enttäuschung vieler Clinton-Anhänger hatte Obama die Kandidatur für die Vizepräsidentschaft am Wochenende seinem Senatskollegen Joe Biden angeboten. Im Clinton-Flügel der Partei hatte es Hoffnungen gegeben, dass er dafür seine Vorwahlgegnerin auswählen würde. Hillary Clinton wird sich am Dienstagabend in einer Rede an die Delegierten wenden. Ihr Mann Bill soll am Mittwoch sprechen, ehe die Delegierten offiziell den Kandidaten wählen. Obama selbst wird erst zum Ende des Parteitags am Donnerstag auftreten. Seine Frau Michelle ist Hauptrednerin am Eröffnungsabend.

Die gegnerischen Republikaner versuchten, aus den früheren Spannungen zwischen Obama und Clinton politisches Kapital zu schlagen. Präsidentschaftskandidat John McCain ließ einen Fernsehspot schalten, der an Clintons scharfe Kritik in der Vorwahlsaison erinnerte. Obama habe Clinton bei der Vize-Kür übergangen, weil sie "die Wahrheit gesagt" habe über seine politische Schwäche, hieß es darin. New Yorks republikanischer Exbürgermeister Rudolph Giuliani sagte dem Sender ABC, mit einer Nominierung Clintons hätte Obama "eine starke Entscheidung" treffen können: "Sie hatte 50 Prozent der Demokratenstimmen bekommen, und man musste sich schon außerordentlich mühen, sie als Vizekandidatin zu vermeiden."

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AP/AFP