Die "Washington Post" hat sich am Freitag offiziell für den demokratischen Präsidentenkandidaten Barack Obama ausgesprochen. In dem Leitartikel heißt es, die Wahl sei dem Blatt wegen des enttäuschenden Wahlkampfs seines republikanischen Kontrahenten John McCain leichtgefallen. Obama besitze die "Bewunderung" der Zeitung und habe "beeindruckende Qualitäten. Zwar gebe es wegen der geringen Erfahrungen Obamas in der internationalen Politik auch Vorbehalte und Bedenken, jedoch habe die Zeitung "enorme Hoffnungen".
"Obama hat das Potenzial, ein großartiger Präsident zu werden", schreibt die "Washington Post". Ebenfalls entscheidend sei McCains "unverantwortliche Auswahl" seiner Vizepräsidentenkandidatin Sarah Palin gewesen.
Obama sei intelligent und könne schwierige Sachverhalte schnell erfassen. Der Senator von Illinois besitze die Fähigkeit zur Aussöhnung und zur Konsensbildung. In der Innenpolitik bestehe die Hoffnung, dass er eine Antwort auf die Wirtschaftskrise "mit gesundem Respekt für die Märkte" finden könne. Der schwarze Senator habe zugleich eine Abneigung gegen wachsende Ungleichheiten in der Gesellschaft. In der Außenpolitik werde Obama die amerikanische Führung bewahren und den Kampf gegen Terrorismus fortsetzen. Zudem sei anzunehmen, dass er eine energische Diplomatie im Namen der amerikanische Werte und Interessen betreiben werde.
Die großen US-Zeitungen sprechen sich traditionell im Vorfeld der Wahl für einen Kandidaten aus. In London schloss sich die konservative britische Zeitung "The Times" der "Washington Post" an. Senator John McCain ist ein wirklicher Held und ein mutiger Politiker... Doch seine Zeit ist vorbei", schreibt das Blatt am Freitag in einem Leitartikel. "'The Times' hofft auf einen Sieg Obamas." Dieser habe "Charakter, Intelligenz und Urteilskraft" gezeigt. Im Gegensatz dazu sei McCain mit seinem Wahlkampf gescheitert, "und seine sonderliche Wahl der Vizepräsidentenkandidatin war unverantwortlich".
"Unterschätzt nicht unsere Fähigkeit, es zu vermasseln"
Obama warnte unterdessen seine Anhänger vor übergroßem Optimismus bei der Präsidentschaftswahl am 4. November. Zum Abschluss eines Konzerts von Bruce Springsteen und Billy Joel in New York trat der Kandidat der Demokraten am Donnerstagabend auf die Bühne und sagte, die Umfragen dürften nicht dazu verleiten, das Rennen schon für entschieden zu halten. "Unterschätzt nicht die Fähigkeit der Demokraten, sich die Niederlage aus den Klauen des Sieges zu schnappen", sagte Obama. "Unterschätzt nicht unsere Fähigkeit, es zu vermasseln."