Es war das vermutlich beste der drei TV-Duelle. Und das Härteste dazu. John McCain nutze die letzte Debatte im US-Wahlkampf für zahlreiche politische Attacken gegen seinen demokratischen Konkurrenten Barack Obama. Ein guter Abend für McCain? Die Experten und TV-Analysten zeigten sich da gespalten. Zwar sprachen viele vom besten Auftritt McCains während der drei TV-Duelle, doch Obamas coole Art, die ständigen Vorwürfe zu parieren, wurden ebenso gewürdigt. Kritik regte sich an McCains Grimassen und Gesten während der Debatte. Es schien, als hätte der Republikaner Mühe, seinen Zorn und Ärger zu unterdrücken.
Die Blitz-Umfragen einiger TV-Sender im Anschluss sprachen dagegen eine eindeutige Sprache: Danach konnte Obama auch das TV-Duell in New York für sich entscheiden. Das Resultat nach drei Debatten: Drei zu null für Obama, der schwarze Senator aus Illinois als Debattenkönig in dieser Wahlkampfsaison.
In der Umfrage des US-Nachrichtensenders CNN gaben 58 Prozent der Befragten an, dass der demokratische Kandidat besser abgeschnitten habe als John McCain. 31 Prozent sahen McCain im Vorteil. Auch eine Befragung des Senders CBS ergab Obama als klaren Sieger des Abends. Hier sprachen sich 53 Prozent für Obama aus, nur 22 Prozent gaben McCain den Vorzug. Ein Viertel der Befragten entschied sich für ein Unentschieden. Eine Umfrage der einflussreichen politischen Website Politico ergab 49 Prozent für Obama zu 46 Prozent für McCain.
Obama für Amerikaner sympathischer als McCain
Auch bei den einzelnen Politikfeldern lag Obama in den Umfragen nach der Debatte vorne. 68 Prozent vertrauen dem schwarzen Senator aus Illinois beim Thema Gesundheitspolitik, nur 30 Prozent McCain, ergab die Befragung von CBS. Auch bei der Wirtschaftskompetenz hat Obama die Nase nach Meinung der Amerikaner vorne: 65 Prozent für Obama, 48 Prozent trauen McCain zu, die richtigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen als Präsident zu treffen. Das gleiche Bild auch bei der Frage, wer von den beiden Präsidentschaftskandidaten die Sorgen und Probleme der Wähler versteht: Dreiviertel der Befragten stimmten für Obama.
Noch bitterer für McCain: Sein aggressiver Auftritt hat ihm scheinbar wichtige Sympathiepunkte bei den Wählern gekostet. Umfragen von CNN vor und nach der Debatte ergaben, dass Obama hier um drei Punkte auf einen Wert von 66 Prozent zulegen konnte, während McCain hier zwei Punkte verlor und nur auf 49 Prozent kam.
Noch liegt Obama klar vorne
Gespannt warten nun alle, wie sich der letzte Schlagabtausch auf die nationalen Zustimmungswerte und die noch wichtigeren Umfragen in den einzelnen Bundesstaaten auswirken wird. Vor der Debatte lag McCain in allen landesweiten Umfragen klar hinter Obama - im Durchschnitt mit 7 Prozentpunkten. In einer Wählerbefragung der New York Times und CBS News hatte Obama sogar einen Vorsprung von 14 Punkten auf McCain.
Würden die Amerikaner schon heute wählen, könnte Obama auf einen erdrutschartigen Wahlsieg hoffen. 270 Wahlmänner reichen zum Einzug ins Weiße Haus. Basierend auf den Umfragen in den Staaten, ergibt sich momentan laut der politischen Website RealClearPolitics folgendes Bild: Obama käme auf 286 Wahlmännerstimmen, und hätte damit die erforderliche Mehrheit bereits erreicht. McCain würde lediglich 158 Stimmen erreichen, 94 wären noch offen, da sich in einigen Staaten noch kein klarer Favorit abgezeichnet hat.
Experten in den USA gehen jedoch davon aus, dass der Abstand zwischen beiden Kandidaten in der Zeit bis zur Wahl am 4. November wieder geringer wird. Traditionell ist das Wahlergebnis stets knapper, als die Umfragen es zuvor vorhersagten. In diesem Jahr kommt noch eine weitere Unwägbarkeit hinzu: Mit Barack Obama tritt erstmals ein Afroamerikaner zur Präsidentschaftswahl an. Die Frage ist nun, wie sich das Thema Hautfarbe auf die Entscheidung in der Wahlkabine auswirken wird. Werden manche weiße Wähler vielleicht am Ende doch zurückschrecken, ihr Kreuzchen auf dem Stimmzettel für einen Schwarzen zu machen? Es bleibt also spannend, in rund drei Wochen werden die Amerikaner entscheiden.