Chaotisch war die Lage schon zuvor, mittlerweile nimmt das Gezänk in der größeren der beiden Parlamentskammern in den USA absurde Züge an.
Seit mehr als drei Wochen ist der drittmächtigste Posten in der US-Politik vakant – und die Zeit drängt. Solange niemand den Hammer in der größeren der beiden Kongresskammern schwingt, bleibt das Land politisch gelähmt. Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein: Neue Milliardenhilfen für die Ukraine und Israel wollen bewilligt, der Haushaltsstreit bis spätestens Mitte November beigelegt werden.
Doch eine Lösung ist nicht in Sicht.
Acht Republikaner bewerben sich um den Vorsitz im US-Repräsentantenhaus
Nachdem eine Gruppe ultrarechter Flügelmänner unter Rädelsführer Matt Gaetz den bisherigen Sprecher Kevin McCarthy in einer historischen Meuterei gestürzt hatte, sind mit Steve Scalise und Jim Jordan bereits zwei potenzielle Nachfolger gescheitert. Jordan hatte nach zwei erfolglosen Wahldurchgängen sogar angeboten, den Interimsssprecher Patrick McHenry bis Januar mit weitreichenderen Befugnissen auszustatten – so hätte das Parlament zumindest zweitweise wieder arbeiten können. Weil allerdings dazu eine Zusammenarbeit mit den Demokraten nötig gewesen wäre, wurde der Vorschlag dem Trumpisten letztlich zum Verhängnis.
Mit Jordans Rückzug aus dem Rennen um das Sprecheramt im Repräsentantenhaus sind die Republikaner wieder bei Null angelangt. Bevor an den nächsten (und womöglich an den überüberübernächsten) Wahldurchgang gedacht werden kann, muss sich die zutiefst gespaltene Fraktion erst einmal auf einen neuen Kandidaten einigen.
Angesichts des jüngsten Bewerberverschleißes fragt sich: Wer hat noch nicht? Wer will nochmal? Acht Abgeordnete haben die Hand gehoben. Darunter: null Frauen und nur zwei Männer, die Joe Bidens Wahlsieg 2020 anerkannt haben. Die nötige Gravitas fehlt ihnen vermutlich allen.
Quellen: "Politico"; "New York Times"; "CNBC"; BBC