Unruhen in USA Tränengas oder nicht? Zweifel an Polizei-Bericht zu Auflösung von Washingtoner Demo

Protest Washington Gas
Gas ja, aber welches genau wurde bei der Auflösung von Protesten in Washington eingesetzt
© Jose Luis Magana / AFP
Die Räumung eines Platzes vor dem Weißen Haus hat heftige Kritik ausgelöst. Die Polizei soll dabei Tränengas eingesetzt haben - was sie allerdings bestreitet. Doch auch an dieser Darstellung gibt es wiederum Zweifel.

Nach der äußerst ruppigen Auflösung einer weitgehend friedlichen Demonstration vor dem Weißen Haus hat sich erstmals die zuständige Polizei geäußert – und prompt tauchen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Darstellung auf.

Gummigeschosse gegen Demonstranten

Bereits die Räumung des Lafayette-Platzes vor der US-Regierungszentrale am Montag hatte heftige Kritik ausgelöst. Vor dem Weißen Haus in Washington hatten Sicherheitskräfte - darunter auch die Militärpolizei - Tränengas, Rauchbomben und Gummigeschosse gegen die Demonstranten eingesetzt - offenbar auf persönliches Geheiß von Justizminister William Barr. Ein Grund für die Auflösung war ein geplanter Fototermin Donald Trumps vor der nahe gelegenen Kirche.

Die Polizei sagte dazu nun: "Gegen 18.33 Uhr, haben gewaltsame Demonstranten auf der H-Street damit begonnen, Gegenstände zu werfen, darunter Ziegelsteine, Flaschen mit gefrorenem Wasser und ätzenden Flüssigkeiten. Unseren Informationen zufolge hat es Aufrufe zu Gewalt gegen Polizeibeamte gegeben, es wurden entlang der Straße versteckte Glasflaschen, Baseball-Schläger und Metallstangen gefunden. Tränengas wurde weder von der Parkpolizei noch von anderen Vollstreckungsbeamten eingesetzt, um die Gegend des Lafayette Parks zu räumen."

US-Medien aber zweifeln an dieser Darstellung. "Das Problem ist, dass die verfügbaren Hinweise, zahlreiche Videoaufnahmen sowie Aussagen von Zeugen und Journalisten, die vor Orten waren, etwas anderes nahelegen", heißt es etwa beim US-Portal "Vox.com". Vor allem die Aussage, es sei kein Tränengas benutzt wurden, stehe im Widerspruch zu Videos und Zeugenaussagen. In sozialen Medien kursieren Video der Räumungsszenen, die fraglos den Einsatz von Gas zeigen. Die zuständige Park-Polizei bestreitet auch nicht, Rauch- und Pfeffergranaten verwendet zu haben – letzteres löst ähnliche Reaktionen wie Tränengas aus.

"Technisch war es vielleicht kein Tränengas"

Der Washingtoner Journalist Nathan Baca will am Rande der Demonstrationen eine Patrone "OC"-Gas gefunden haben, wie er auf seinem Twitteraccount schreibt. Das ist Pfefferspray. Er schreibt dazu: "Die Park-Polizei sagt, sie habe kein "CS"-Gas benutzt (also Tränengas, d.Red.), was strenggenommen ja auch stimmt. Stattdessen wurden OC-Gaskartuschen benutzt. Verursacht auch Tränen und Atemnot."

US-Justizminister Barr hatte die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt zuletzt noch einmal verstärkt. Das US-Militär erklärte, rund 1600 Militärpolizisten und Infanteristen seien auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt worden, um die Sicherheitskräfte bei Bedarf zu unterstützen. Donald Trump drohte angesichts der vielerorts eskalierenden Proteste damit, das Militär gegen die Demonstranten einzusetzen. Diese Ankündigung hat nicht nur in den USA Empörung ausgelöst. Der deutsche Außenminister Heiko Maas sagte dazu: "Demokraten dürfen nie eskalieren - auch nicht durch Worte. Mit Gewalt zu drohen, löst nur weitere Gewalt aus."

Quellen: Vox.com, DPA, AFP, WJLA, Nathan Baca auf Twitter

nik