Begleitet von strikten Sicherheitsvorkehrungen stimmten die Iraker am 15. Oktober über ihre neue Verfassung ab. Der Vorsitzende der Wahlkommission, Adel al- Lami erklärte, rund 60 Prozent der insgesamt 14 Millionen Wahlberechtigten hätten ihre Stimme abgegeben. Für irakische Verhältnisse war es am Wahltag recht friedlich. Um Anschläge mit Autobomben zu verhindern, hatte die Regierung ein generelles Fahrverbot verhängt und einen Tag zuvor die Grenzen dicht gemacht.
Anders als bei den Parlamentswahlen im vergangenen Januar beteiligten sich diesmal auch die Menschen in den sunnitischen Städten an dem Urnengang. Zu der befürchteten Welle der Gewalt kam es am Tag des Referendums nicht. Bei einem Bombenanschlag in der Stadt Ramadi wurden zwar fünf US-Soldaten getötet, es gab auch vereinzelt Angriffe auf Wahllokale, wobei drei irakische Soldaten ums Leben kamen. In Bagdad und anderen Orten ertönte nach Schließung der 6.100 Wahllokale Gewehrfeuer. Es waren Freudenschüsse, um den insgesamt erfolgreichen Verlauf zu feiern. Auf den Straßen wurden Süßigkeiten verteilt.
Der von den Schiiten und Kurden formulierte Entwurf einer demokratischen Verfassung betont die Eigenständigkeit der Provinzen und Regionen und trägt starke islamische Züge. Diese föderale Struktur des Irak lehnen die Sunniten mehrheitlich ab. Am 15. Dezember soll die nächste Parlamentswahl stattfinden. Damit wird das bisherige Übergangsparlament erstmals durch eine permanente, auf vier Jahre gewählte Volksvertretung abgelöst werden.
International wurde die Annahme der Verfassung begrüßt. Ob aber die "ermutigende Wahlbeteiligung" verhindern kann, dass der Irak tatsächlich demokratisch wird oder gar in einen Bürgerkrieg rutscht, ist noch längst nicht erwiesen. Die Sicherheitslage bleibt weiterhin katastrophal.