VOLKSBEGEHREN Österreicher gegen Temelin

Knapp eine Million Österreicher haben mit ihrer Unterschrift ein von der rechtspopulistischen FPÖ initiiertes Volksbegehren unterstützt. Es verlangt von Tschechien die Abschaltung des AKWs Temelin für die Aufnahme in die EU.

Knapp eine Million Österreicher haben mit ihrer Unterschrift ein von der rechtspopulistischen FPÖ initiiertes Volksbegehren unterstützt, dass von Tschechien die Abschaltung des Atomkraftwerks Temelin für die Aufnahme in die EU verlangt. Wie die die Wiener Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf das Innenministerium meldete, setzten genau 915.220 Österreicher ihre Unterschrift unter das Volksbegehren, das sind 15,5 Prozent der Stimmberechtigten.

Die Freiheitliche Partei bleib damit unter ihrem Ziel von einer Million Unterschriften, gelangte aber unter die »Top Ten« der am meisten unterstützten Volksbegehren seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Initiative hat zu erheblichen Spannungen im Verhältnis zu Prag geführt. Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, dessen Koalitionspartner die FPÖ ist, erklärte, sie glaube nicht, dass die FPÖ im weiteren Verlauf auf ein Veto gegen den EU-Beitritts Tschechien beharren werde. ÖVP sowie Sozialdemokraten und Grüne lehnten die Unterschriftenkampagne ab. Schüssel und der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman verständigten sich noch im November auf eine Reihe von sicherheitstechnischen Nachrüstungen für Temelin.

Hohe Messlatte

Die FPÖ hatte es als Messlatte für einen Erfolg bezeichnet, mit dem »Veto gegen Temelin« unter die zehn am meisten unterstützten Volksbegehren seit 1945 zu kommen. Nach Zahlen erreichte sie Platz drei, nach prozentuellem Anteil Platz sechs, meldete APA.

»Geimeinsame Vorgangsweise suchen«

Der Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) und FPÖ-Politiker Jörg Haider bezeichnete das Volksbegehren als eines der erfolgreichsten in Österreich. Haider sagte dazu in Klagenfurt zur Zukunft der Koalition: »Es wird für sie nicht einfach sein. Aber beide Teile sind gut beraten, das Ergebnis ernst zu nehmen und eine gemeinsame Vorgangsweise zu suchen.«

Eine Wähleranalyse des SORA-Instituts ergab APA zufolge, dass das Volksbegehren fast zur Hälfte, genau zu 49 Prozent, von FPÖ-Wählern der Nationalratswahl 1999 getragen. Die FPÖ habe damit 36 Prozent ihrer damaligen Wähler mobilisiert. Das Volksbegehren ist also »relativ klar der FPÖ zuordenbar«, nur in Ausnahmefällen wie in den ostösterreichischen Grenzregionen sei es überparteilich unterstützt, erklärte der SORA-Meinungsforscher Christoph Hofinger Montag in der Sendung »ZiB 3«.