Wenn Waffen und tödliche Gewalt in den USA derzeit diskutiert werden, ist auch von "Mass Shooting Crisis" die Rede, also von einer "Massenerschießungs-Krise". Die tödliche Waffengewalt wird in der öffentlichen Debatte als andauerndes, bedrohliches Phänomen wahrgenommen – weniger als eine Ansammlung von Einzelfällen, die sich in diesen Wochen zufällig häufen.
Aktuell werden in den USA beinahe täglich ganze Gruppen von Menschen durch Schüsse getötet – das Schulmassaker in der texanischen Stadt Uvalde Ende Mai löste zwar weltweit Bestürzung aus, zynisch gesprochen reiht es sich aber in eine verdrehte Art der Normalität von Gewalt ein. Geschossen wird in den USA täglich und gestorben auch. Ob es bei einer Schulabschlussfeier ist oder in einem Nachtclub. Streitigkeiten, die man mit Worten oder schlimmstenfalls mit Fäusten austragen könnte, hinterlassen Tote.
Der Fernsehsender CNN listete in dieser Woche Fälle auf, in denen Menschen jüngst Massenmorden mit Waffen zum Opfer gefallen sind und fragte besorgt, wie gewalttätig wohl das kommende Wochenende verlaufen werde. Insgesamt 13 tödliche Schießereien allein in nur zwei Tagen untertitelte der Sender einen Nachrichtenbeitrag dazu. Und dabei qualifizieren sich als "Mass Shooting" lediglich Fälle, bei denen vier Menschen oder mehr auf einmal erschossen werden.
Uvalde warf ein Schlaglicht auf die grassierende Waffengewalt in den Staaten: Vor zwei Wochen hatte dort ein 18-Jähriger insgesamt 19 Schüler und zwei Lehrer an einer Grundschule erschossen, bevor er von Einsatzkräften selbst getötet wurde.
Erschreckende Zahlen zur Gewalt mit Waffen
In Washington setzte das Repräsentantenhaus nun eine Untersuchungskommission zu tödlicher Waffengewalt ein – und die kommt zu einem erschreckenden Ergebnis, wie "Sky News" berichtet: Innerhalb der 14 Tage seit dem Massenmord in Uvalde habe es in 43 von 50 US-Bundesstaaten tödliche Schießereien gegeben, heißt es in einem Artikel des Newsportals. Die Autoren berufen sich auf Daten des "Gun Violence Archive", einer gemeinnützigen Organisation, die Daten zur Waffengewalt in den USA sammelt und in Statistiken aufbereitet. Insgesamt 730 Menschen seien seit dem 24. Mai bei mehr als 640 Schießereien getötet worden, heißt es weiter. Davon seien 23 im Kindes- und 66 im Teenager-Alter gewesen.
Der Massenmord von Uvalde sei auch keine besondere Ausnahme nach US-Maßstäben gewesen, heißt es. In der Zeit seit dem 24. Mai habe es nur an fünf Tagen weniger Tote durch Waffengewalt gegeben als bei dem Massenmord an der texanischen Grundschule. Allerdings zählen die Daten Todesfälle unterschiedlicher Schießereien zusammen. Das Schulmassaker an der Robb Elementary School sticht in seinem Schrecken und mit der Anzahl der Toten an einem einzigen Ort heraus. Es ist das schlimmste Schulmassaker in der texanischen Geschichte und das drittschlimmste in den USA.
Dennoch – die "Mass Shooting Crisis" hält an und die Frage, wie tödlich das nächste Wochenende oder die nächste Feier verlaufen wird, stellen sich in den USA offenbar aktuell sehr viele Menschen.
Quellen: CNN, Sky News, Gun Violence Archive