Im Streit um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer hat sich eine dritte Partei eingeschaltet: Rund 40 taiwanische Fischerboote sind nach Angaben der japanischen Regierung am Dienstag in das von Japan und China beanspruchte Gebiet vorgedrungen. Die Schiffe wurden von acht taiwanischen Patrouillenbooten eskortiert.
Der japanische Fernsehsender NHK zeigte Bilder, auf denen zu sehen war, wie die japanische Küstenwache aus kurzer Entfernung mit Wasserwerfern auf die taiwanischen Schiffe schoss. Die Patrouillenboote feuerten ihrerseits mit Wasser zurück. Die Regierung in Tokio legte Protest ein. Der japanische Regierungssprecher Osamu Fujimura sagte, die Schiffe seien zuvor gewarnt worden, nicht in japanische Gewässer vorzudringen. Nach dem Beschuss durch Wasserwerfer hätten sie sich zurückgezogen. Fujimura verwies zugleich auf die "guten Beziehungen" zwischen Tokio und Taipeh. Einen Tag zuvor hatten sich bereits drei chinesische Schiffe vorübergehend nahe der umstrittenen Inseln aufgehalten.
Die taiwanischen Fischerboote waren am Montag mit 300 Fischern und 60 Reportern an Bord in See gestochen. Taiwan erhebt wie Japan und China Anspruch auf die Felseninseln, die in fischreichen Gewässern liegen und unter denen umfangreiche Gasvorkommen vermutet werden. Traditionell sind die Beziehungen zwischen Taiwan und Japan eng - obwohl die japanischen Besatzer die Insel während der Kolonialzeit (1895 bis 1945) als Zuckerlieferant ausgebeutet und Internierungslager errichtet hatten. Allerdings gibt es bis heute immer wieder Reibereien über die Fischfangrechte in der Region. China betrachtet Taiwan seit 1949 als abtrünnige Provinz. In diesem Jahr hatten sich die Truppen des im Bürgerkrieg unterlegenem Chiang Kai-sheks 1949 auf die Insel zurückgezogen.
Ministertreffen bringt keinen Durchbruch
Die Volksrepubik hat unterdessen bekräftigt, dass das Land keinerlei Verletzung seiner Souveränität tolerieren werde. "China wird niemals einseitiges Handeln Japans tolerieren, das die chinesische territoriale Souveränität beeinträchtigt", sagte der chinesische Vize-Außenminister Zhang Zhijun bei einem Treffen in Peking seinem japanischen Kollegen Chikao Kawai. Das chinesische Außenministerium stellte die Erklärung am Dienstag auf seiner Internetseite zur Verfügung. Die Zusammenkunft der beiden Politiker sollte zur Beilegung des Disputs beitragen.
Die Inselgruppe - in China Diaoyu und in Japan Senkaku genannt - sorgt seit längerem für schweren politischen Streit. Der Konflikt eskalierte, nachdem die japanische Regierung kürzlich trotz eindringlicher Warnungen Chinas einen Teil der Inselgruppe einem privaten, japanischen Besitzer abkaufte.