Israel baut eine neue Straße durch den Gazastreifen. Sie teilt die Enklave in zwei Hälften. Die vier wichtigsten Fragen.
Wo verläuft die Straße?
Die etwa acht Kilometer lange Schotterstraße verläuft von Ost nach West, quer durch die Mitte des Gazastreifens, und teilt diesen in eine nördliche und südliche Hälfte. Das Gebiet, durch das die Straße verläuft, ist eher dünn besiedelt. Die Straße beginnt auf der Höhe des israelischen Grenz-Kibbuz’ Nahal Oz und verläuft von dort fast bis ans Meer. Die Armee kontrolliert bereits alle großen Straßen, die im Gazastreifen von Norden nach Süden verlaufen.
Wofür ist die Straße gedacht?
Laut Sprechern der israelischen Armee (IDF) soll die Straße Truppenbewegungen erleichtern und die logistische Unterstützung beschleunigen. Außerdem verspricht sich die Armee eine bessere Sicherheitskontrolle über Gaza – auch langfristig. Wenn etwa Truppen abgezogen werden, kann sich Israels Armee auf selbstgebauten Straßen vergleichsweise sicher und schnell durch Gaza bewegen. Im Gespräch mit dem "Wall Street Journal" sagte der pensionierte IDF-Oberst Miri Eisin, dass die Straße als "langfristiges Provisorium" gedacht sei und mindestens bis Ende 2024 in Betrieb sein werde.
Wird Gaza also durch die Straße in Nord und Süd geteilt?
Die Befürchtung vieler Beobachter: Israels Armee könnte die Straße nutzen, um zu verhindern, dass etwa eine Million Menschen in den Norden des Gazastreifens zurückkehren. In den ersten Kriegsmonaten wurden die Bewohner dazu aufgefordert, ihre Häuser in Richtung Süden zu verlassen. Das israelische Bombardement und die Bodenoffensive folgten ihnen von Nord nach Süd bis hin nach Rafah. Hierher, in den Grenzort zu Ägypten, haben sich inzwischen 1,3 Millionen Menschen geflüchtet. Die israelische Regierung hat angekündigt, auch Rafah mit Bodentruppen stürmen zu wollen, sollten bis zum Beginn des Ramadans nicht alle Geiseln freigelassen werden. Israel hat ebenfalls angekündigt, dass das Militär die Geflüchteten nicht von Süd nach Nord zurückkehren lasse, bis die Militäroperationen im Norden abgeschlossen seien. Wollten die vertriebenen Bewohner Nord-Gazas zurückkehren, müssten sie die neue Straße passieren – die das Militär kontrolliert. Israel hat schon in der Vergangenheit besetztes Gebiet geteilt, um es besser kontrollieren zu können.
Warum legt Israel in Gaza nun auch Pufferzonen an?
Aktuell baut das israelische Militär auch eine einen Kilometer breite Pufferzone direkt an der Grenze des Gazastreifens zu Israel. Palästinenser dürfen das Gebiet nicht mehr betreten. Pufferzonen sollen der Armee helfen, das Gebiet besser zu kontrollieren und Angriffe zu verhindern. Viele Bewohner der Kibbuzim, in denen die Hamas am 7. Oktober Massaker anrichtete, fühlen sich nicht mehr sicher ohne eine vergrößerte Abstandszone zu Gaza. Die Pufferzonen verringern jedoch auch das bewohnbare Gebiet im Gazastreifen. US-Beamte haben Israel wiederholt davor gewarnt, die Grenzen des Gazastreifens zu verändern oder das Gebiet aufzuteilen, auch durch solche Pufferzonen.