Jeff Dreyfuss hat seinen Reisepass dabei, weinrot, die Buchstaben golden, ausgestellt im Jahr 2023. "Hier ist er", sagt er auf Deutsch. Stolz liest er vor: "Bundesrepublik Deutschland, ausgestellt vom Generalkonsulat Chicago."
Jeffrey Victor Dreyfuss, Jahrgang 1945, geboren sechs Wochen vor Kriegsende, Sohn eines Schusters aus Landau, der vor den Nazis in die USA floh, steht in seiner Kaffeerösterei im Norden von Chicago. Er eröffnete sie erst spät, mit 60 Jahren. Er besorgte sich Röstmaschinen aus Deutschland. Sein Auto ist ein deutsches. Die Lieblingsmusik: deutsche Klassik.
"Bach, Bach, Bach", sagt er. "Ich spiele Bach auf der Querflöte. Meine Hände sind nicht mehr so flink, aber immer: Bach."
Seine Augen leuchten an dieser Stelle. Er ist nicht in Deutschland zur Welt gekommen. Er hat nie in Deutschland gelebt. Seine Verwandten wurden von Deutschen ermordet. Und doch trägt er das Land im Herzen, von klein auf, schon sein Leben lang.