Wikileaks-Gründer Drohende Auslieferung an USA: Assange muss auf Entscheidung warten

Julian Assange Protest
Anhänger von Julian Assange protestieren in London
© Hugo Philpott / Picture Alliance
Die USA wollen, das Julian Assange ausgeliefert wird, eine entsprechende Anhörung in London endete aber ohne Ergebnis. Die Richter vertagten ihre Entscheidung, ob dem Wikileaks-Gründer ein Berufungsverfahren zusteht.

In Großbritannien ist eine zweitägige Anhörung im womöglich entscheidenden Gerichtsverfahren um die Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julian Assange an die USA zunächst ohne Entscheidung zu Ende gegangen. Die beiden Richter hörten die Argumente der Anwälte Assanges und Washingtons und entschieden sich gegen eine sofortige Entscheidung, Assange selbst blieb der Anhörung in London auch am zweiten Tag fern. Wann die Richter ihr Urteil verkünden werden, war unklar. Assange drohen bei einer Auslieferung in den USA bis zu 175 Jahre Haft.

Assange fürchtet, in USA ausgeliefert zu werden

Die beiden Richter sollen darüber entscheiden, ob Assange doch noch das Recht erhält, gegen eine mögliche Auslieferung an die USA in Großbritannien Berufung einzulegen. Sollten sie entscheiden, dass Assanges Rechtsmittel in Großbritannien ausgeschöpft sind, befürchten seine Angehörigen eine schnelle Auslieferung an die USA. 

Assanges Unterstützer wollen in diesem Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ziehen, um die Auslieferung aussetzen zu lassen.

Assange wird in den USA beschuldigt, ab 2010 rund 700.000 vertrauliche Dokumente über militärische und diplomatische Aktivitäten der USA veröffentlicht zu haben. Die Papiere enthielten brisante Informationen über Kriege vor allem im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen.

Assanges Anwalt Edward Fitzgerald hatte sich darauf berufen, dass sein Mandant lediglich journalistische Arbeit geleistet habe, als er vertrauliche US-Dokumente veröffentlicht hatte. Er warf den USA "politische" Strafverfolgung nach der Enthüllung "schwerer Staatskriminalität" vor.

USA spricht von "Rechtsstaatlichkeit und Beweisen"

Die Verteidigung argumentierte, dass vorangegangene Verfahren, die Assange verloren hatte, "Rechtsfehler" enthielten. Zudem sei die drohende jahrzehntelange Strafe "unverhältnismäßig".

Die Anwältin der US-Regierung, Clair Dobbin, erklärte, die Anklage beruhe "auf Rechtsstaatlichkeit und Beweisen", Assanges Handlungen seien "beispiellos" gewesen. Er habe "wahllos und wissentlich die Namen von Menschen veröffentlicht, die als Informationsquellen für die USA fungierten", sagte sie. Dies unterscheide ihn von anderen Medienorganisationen.

Ein weiterer von Assanges Anwälten, Mark Summers, kritisierte daraufhin, Dobbin sei nicht darauf eingegangen, dass er "Verbrechen auf Staatsebene" aufgedeckt habe. "Wir haben keine Antwort gehört", sagte er und fuhr fort, dass es sich um ein "geschütztes Verhalten" nach britischem Recht handele.

Assange  verfolgte die Anhörung aus Krankheitsgründen auch nicht per Video, wie sein Anwalt schon zu Verhandlungsbeginn mitgeteilt hatte. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich erneut dutzende Anhänger von Assange, um ihre Unterstützung für den 52-Jährigen kundzutun.

Assange säße in Deutschland nicht vor Gericht 

Das Verfahren wird international mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin verwies auf Anfrage auf eine "Diskrepanz" zwischen "unserem Rechtsverständnis und dem der USA". Handlungen wie die von Assange seien "in unserem System nicht strafbewehrt". Diese Haltung vertrete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die vor ihrem Amtsantritt die Freilassung Assanges gefordert hatte, auch in Gesprächen mit ausländischen Kollegen.

Assanges Angehörige hatten mit Blick auf eine drohende Auslieferung in den vergangenen Wochen vor einer Verschlechterung seines Gesundheitszustands gewarnt. Seine Anwälte wiesen zudem auf eine mögliche Suizidgefahr hin. Assange ist bereits seit zwölf Jahren eingesperrt – sieben Jahre lang fand er Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London, weitere fünf Jahre verbrachte er im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh.

DPA
nik

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