Nach der verheerenden Zugkatastrophe in Nordkorea treffen immer mehr Hilfsgüter in der weitgehend verwüsteten Stadt Ryongchon ein. Südkorea erklärte am Montag allerdings, der kommunistische Norden zeige sich unwillig, seine Grenzen für Hilfslieferungen zu öffnen. Nach Angaben des Roten Kreuzes sollte am Dienstag ein weiterer internationaler Appell für mehr Unterstützung gestartet werden.
Versorgung der Verletzten problematisch
Zahlreiche Hilfsorganisationen lieferten Decken, Lebensmittel und medizinische Versorgungsgüter nach Ryongchon, darunter auch mehr als 700.000 Tabletten zur Reinigung des verseuchten Trinkwassers. Die Unterbringung der Obdachlosen sei inzwischen weitgehend geregelt, sagte ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen in Pjöngjang, Brendan McDonald. Die größte Sorge bereite jedoch die Versorgung der Verletzten in den Krankenhäusern.
"Entsetzlliche Verletzungen"
Nordkorea braucht dringend Hilfe für Hunderte von Opfern der Bahnkatastrophe im Nordwesten des Landes mit teilweise "entsetzlichen Verletzungen". Die Föderation der Rotkreuz- und Roter-Halbmond-Gesellschaften (IFRC) in Genf bat um Spenden von umgerechnet einer Million Euro. Viele Opfer des Explosionsunglücks, darunter zahlreiche Kinder, liegen mit schweren Verbrennungen und Schnittverletzungen im Gesicht und am Körper unter einfachsten Bedingungen in Krankenhäusern in der Grenzstadt Sinuiju. Benötigt werden Medikamente wie Antibiotika und Betäubungsmittel, Verbandsstoffe und technisches Gerät.
Helfer des Welternährungsprogramms (WFP) fanden Kinder, die durch herumfliegende Trümmerteile und Glassplitter verletzt worden waren. Von der Explosion hatten einige schwarz verbrannte und entstellte Gesichter. Mehrere hatten ihr Augenlicht verloren. Mit Augenklappen lagen sie reglos in Betten, nur gelegentlich war ein Stöhnen zu hören. Etwa 370 teils schwer Verletzte sind nach Sinuiju gebracht worden, weil das Krankenhaus der Unglücksstadt Ryongchon zerstört worden war. Mindestens 161 Menschen sind ums Leben gekommen. 1300 wurden verletzt. Etwa 10 000 Menschen sind obdachlos. Sie seien ein Jahr lang auf Unterstützung angewiesen, sagte IFRC-Experte Niels Juel.
Nordkoreanische Regierung blockiert Hilfsleistungen aus China und Südkorea
"Die Lage der Verletzten besorgt uns sehr", sagte der Sprecher des Roten Kreuzes in Peking, John Sparrow. "Es gibt Verbrennungen und Augenverletzungen. Diese Krankenhäuser können damit nur schwerlich umgehen." Trotz der Not der Verletzten tat sich das stalinistische Nordkorea schwer mit angebotener Hilfe aus China und Südkorea. Auf der anderen Seite der Grenze in der wenige Kilometer entfernten chinesischen Stadt Dandong stehen Krankenhäuser nach eigenen Angaben für die Aufnahme der Verletzten bereit. Auch könnten Ärzte und Schwestern nach Nordkorea gehen, um zu helfen.
Warum nicht die Hilfe im nahen China angenommen werde, konnte der Rotkreuzsprecher nicht beantworten: "Das ist eine Sache zwischen zwei Regierungen." Nordkorea lehnte auch Hilfslieferungen aus Südkorea auf dem schnellen Landweg ab. Stattdessen habe Pjöngjang vorgeschlagen, die Hilfsgüter per Schiff zu transportieren, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Rotkreuzverbands in Seoul. Weitere Gespräche sind geplant. Ferner hat Nordkorea ein Angebot über die Bereitstellung eines medizinischen Teams und eines Krankenhausschiffes zurückgewiesen, wurde in Seoul berichtet.
AP, DPA