Abstriche bei Honoraren Hausärzte machen gegen Röslers Sparpläne mobil

Gesundheitsminister Philipp Rösler will auch beim Honorar für Hausärzte sparen. Die Mediziner kontern: Die Pläne gefährdeten die Versorgung vieler Patienten und könnten sogar Menschenleben kosten. Mit einer Kampagne wollen sie auf die Auswirkungen der Reform aufmerksam machen.

Mit einer bundesweiten Kampagne wehren sich die Hausärzte gegen die Gesundheitsreform und damit verbundene Abstriche bei ihren Honoraren. Die Sparpläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) gefährdeten die Versorgung und die Gesundheit von Menschen, warnte der Deutsche Hausärzteverband am Mittwoch in Berlin Röslers Ministerium mahnte die Ärzte zur Sachlichkeit.

Die geplante Begrenzung der Honorare sei ein "Anschlag auf die hausärztliche Versorgung", kritisierte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Er kündigte eine Plakataktion mit dem Warnhinweis "Der Bundesgesundheitsminister gefährdet Ihre Gesundheit" und einen bundesweiten Aktionstag am 15. September an. Auch Praxisschließungen schloss er nicht aus.

"Ein Landkreis nach dem anderen wird zusammenbrechen"

Der Unmut der Ärzte richtet sich gegen Rösler, der im Zuge der Gesundheitsreform die Honorarzuwächse bei neuen Hausarztverträgen begrenzen will. Er erhofft sich dadurch Einsparungen von rund 500 Millionen Euro. In den zwischen Kassen und Ärzteverbänden geschlossenen Hausarztverträgen verpflichten sich die Mediziner, eine Lotsenfunktion für die Patienten auszuüben und sie notfalls zum Facharzt zu überweisen. Ärzte, die an dieser hausarztzentrierten Versorgung teilnehmen, erhalten mehr Honorar als die übrigen Mediziner. Die Kassen beziffern die dadurch entstehenden Mehrkosten auf bis zu 1,5 Milliarden Euro. Laut Ärzteverband gibt es derzeit bundesweit etwa 300 Verträge mit rund 20.000 teilnehmenden Medizinern.

Der Hausärzteverband befürchtet eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Dies treffe "zuerst die Alten, schwer Kranken und die Armen auf dem Land und in Problemvierteln der Städte", warnte Weigeldt. Wenn die Vergütung bei den Hausarztverträgen mit den Kassen begrenzt würde, würde "ein Landkreis nach dem anderen zusammenbrechen", weil keine jungen Ärzte mehr nachkämen. "Und diese Entscheidung wird viele Menschenleben kosten in der Region."

Bestehende Hausarztverträge werden nicht angetastet

Rösler hatte die geplanten Einschnitte bei den Hausärzte-Honoraren damit begründet, dass die Ärzte ebenso wie Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder Krankenhäuser ihren Beitrag zum Ausgleich des Kassendefizits von voraussichtlich elf Milliarden Euro leisten müssten. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Annette Widmann-Mauz (CDU), bekräftigte, dass bestehende Hausarztverträge nicht angetastet werden. Zugleich warnte sie ebenso wie die FDP-Gesundheitsexpertin Ulrike Flach davor, die Debatte auf dem Rücken der Patienten auszutragen und diese weiter zu verunsichern.

Auch die Chefin des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Doris Pfeiffer, kritisierte den Ärzteverband. Sie forderte die Hausärzte auf, "zu einer sachlichen Diskussion zurückzukehren". Der Vizechef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, erklärte, es sei weder den Versicherten noch den übrigen Ärzten zu vermitteln, "dass die Hausärzte die einzige Gruppe sein sollen, die sich nicht an den Sparbemühungen beteiligen will".

Verbraucherschützer forderten, die Hausarztverträge generell auf den Prüfstand zu stellen. "Der gesetzliche Zwang, dass Krankenkassen Hausarztverträge abschließen und darüber mit dem Hausärzteverband verhandeln müssen, muss aufgehoben werden", erklärte Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes. Mit echtem Wettbewerb um bessere Versorgung habe das nichts zu tun.

zen/AFP/APN