Die frühere AfD-Vorsitzende Frauke Petry sieht die AfD nach den Vorstandswahlen auf dem Parteitag in Hannover fest in der Hand des Rechtsaußenflügels um den Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke. "Jetzt vollzieht sich, was Björn Höcke schon immer angestrebt hat - mit Gauland eine zweite Marionette als Vorsitzenden zu haben", sagte Petry der "Bild"-Zeitung. Die AfD sei seit diesem Parteitag "jetzt faktisch in Höckes Hand".
Daher sei die AfD nun "für alle sichtbar vom Flügel geführt." Der als gemäßigt geltende Berliner Landeschef Georg Pazderski sei "am Ende eben nur noch deshalb Vize-Chef von Höckes Gnaden, weil er sich dem Flügel ergeben hat", sagte Petry der Zeitung weiter. Die Gemäßigten in der Partei hätten "keinen Plan und keine Galionsfigur mehr", fügte sie hinzu. "Der einzige Anführer, den sie noch hätten haben können, war Georg Pazderski, der ist demontiert."
Scharfe Kritik an neuer AfD-Doppelspitze
Auf dem Parteitag in Hannover war Pazderski bei der Wahl zur neuen Doppelspitze gescheitert. Zwei Wahlgänge brachten keine Entscheidung, daraufhin entschloss sich am Samstagabend AfD-Fraktionschef Alexander Gauland zur Kandidatur. Der 76-Jährige bildet mit dem bisherigen Vorsitzenden Jörg Meuthen die neue Doppelspitze der Partei.
Auf die Frage der "Bild"-Zeitung, ob Meuthen und Gauland arbeitsfähig seien, spottete Petry: "Wer nichts macht, macht keine Fehler, heißt es ja." Beide würden sich intern damit rühmen, wenig zu tun. "Das lässt wenig Interpretationsspielraum", sagte sie der Zeitung. "Gauland will den gärigen Haufen, wie er die AfD nennt, eh nicht führen. Und Meuthen sagt über sich selbst, dass er keine Visionen habe. Insofern müssen und wollen die beiden gar nichts tun, zumal die eigentliche Führung in Thüringen eh durch Höcke erfolgt.", urteilt Petry.
"Gauland hilft uns so oder so"
Petry hatte einen Tag nach der Bundestagswahl vom 24. September ihren Austritt aus der AfD-Fraktion bekanntgegeben. Wenige Tage später trat sie auch aus der Partei aus. Ihr Ehemann Marcus Pretzell, bislang AfD-Fraktionschef in Nordrhein-Westfalen, kehrte der Partei ebenfalls den Rücken. Seitdem sondiert das Paar Möglichkeiten eines politischen Neuanfangs.
In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) kündigte Petry die Gründung von "Die Blaue Partei" an. Begleitend dazu wollen Petry und ihre Mitstreiter ein Bürgerforum "Blaue Wende" ins Leben rufen, "in dem man sich mit und ohne Parteibuch unabhängig von der Farbe engagieren kann". Ab November sollten öffentliche Veranstaltungen angeboten werden, "erst in Sachsen und dann bundesweit", fügte Petry im Oktober hinzu.
Als Feindbild will Petry die neue AfD-Doppelspitze nicht verstehen. Im Gegenteil: "Gauland hilft uns so oder so", sagt sie der "Bild"-Zeitung. "Für die Blaue Partei, die sich explizit einer konservativen Politik verschrieben hat und auch Ex-CDU und Ex-FDP-Wähler anspricht, ist die AfD noch nicht mal eine Konkurrenz, weil sie inhaltlich schlicht woanders steht."
