Es gibt Momente, in denen man die Realität für Satire hält. Im Zeitalter des Internets ist es noch schwieriger, echte Entgleisungen von Humor zu unterscheiden. Im Fall von Adrian Ochmanski war die Netzgemeinde sich eigentlich sicher: Das kann nicht echt sein.
Das Bild, das in den sozialen Medien viral ging, wurde vor allem deshalb verbreitet, weil es so herrlich albern ist: Auf AfD-blauem Hintergrund ist der schwer fehlerbehaftete Satz "Gutmenschen die Flüchtlingen Fahrräder schenken, sollte auch für deren verursachte Unfälle haften!" (sic) zu lesen. Unter dem Statement das Gesicht eines lächelnden Mannes. Adrian Ochmanski soll er heißen und er soll "Landeskoordinator NRW" der "Bundesinteressengemeinschaft Homosexuelle in der AfD" sein. Das Logo der AfD wurde um eine schwungvolle Schleife in Regenbogenfarben ergänzt. Ist das möglich? Dieses fehlerhafte Statement? Dieses furchtbar schlecht montierte Foto auf dem Bild? Dieser Name? Dieses Logo? Und dass Homosexuelle sich ausgerechnet bei der rechtspopulistischen AfD engagieren?
Tatsächlich gibt es diesen Mann, tatsächlich heißt er Adrian Ochmanski und tatsächlich versucht er, sich mit diesem gebastelten Bildchen für die Rechtspopulisten zu engagieren. Offenbar sogar als Schwuler: Trotz zahlreicher homophober Äußerungen der Bundespolitiker der Partei gibt es auch die Bundesinteressengemeinschaft Homosexuelle in der AfD wirklich.
Doch wie soll Ochmanskis Engagement Früchte tragen, wenn alle sein Bild für Satire halten? Nicht nur, dass der kurze Text drei dicke grammatikalische Fehler enthält. Auch inhaltlich sind Ochmanskis Statements mehr als zweifelhaft. Das gewählte Beispiel impliziert, dass Menschen mit deutschem Pass besser Fahrrad fahren können als andere. Zahlen, die das belegen, gibt es freilich nicht. Menschen, die Kriegsflüchtlingen Fahrräder schenken, gibt es trotzdem. Toll, oder?