Deutschland wird erstmals einen Kampfverband nach Afghanistan schicken. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) teilte am Mittwoch in Berlin mit, dass Deutschland der Bitte der Nato entsprechen und im Sommer eine sogenannte schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force/QRF) in Nord-Afghanistan stationieren werde.
Die Truppe solle mit etwa 200 Mann im Sommer eine Kampftruppe aus 250 norwegischen Soldaten ablösen. Die Norweger wollen nach über zwei Jahren die Verantwortung abgeben.
Hannoveraner Division ist bereit
Die deutsche QRF soll von der 1. Panzerdivision in Hannover gestellt werden. Die Einheit ist nach Angaben ihres Kommandeurs Wolf Langheld auf den Einsatz bereits vorbereitet.
Deutschland trägt innerhalb der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan Isaf die Verantwortung für den Einsatz im Norden des Landes. Mit 3500 Soldaten in der Isaf ist Deutschland drittgrößter Truppensteller.
Bundeswehr in Kundus wird verstärkt
Wegen einer steigenden Zahl von Raketenangriffen will Verteidigungsminister Franz Josef Jung auch die Bundeswehrtruppe im nordafghanischen Kundus verstärken. Die zusätzlichen Kräfte sollen den Selbstschutz der Truppe verbessern, sagte der CDU-Politiker.
Genaue Zahlen nannte er nicht. Er wolle die Verteidigungsstrategie nicht offen legen, sagte Jung zur Begründung. Der Verteidigungsminister sprach von 36 Raketenbeschüssen in einem Radius von vier bis sechs Kilometern um den deutschen Stützpunkt in Kundus.

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Jung lehnt Einsatz im Süden weiter ab
Zugleich wies Jung erneut Forderungen der USA nach deutschen Kampftruppen für den besonders gefährlichen Süden des Jahres zurück. "Wenn wir den Norden vernachlässigen, würden wir einen entscheidenden Fehler begehen", sagte Jung.
Bei dem am Donnerstag beginnenden Nato-Treffen in Vilnius werde er seinem US-Kollegen Robert Gates die deutsche Haltung erklären, sagte Jung. Zugleich gelte aber weiter der Satz: "Wenn Freunde in der Not sind, werden wir ihnen helfen." So verstärke für einen engen Zeitraum die Bundeswehr etwa Transportflüge auch in den Süden.