Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Montag zu einem überraschenden Besuch der deutschen Soldaten in Afghanistan eingetroffen. In Begleitung von Verteidigungsminister Franz-Josef Jung landete Merkel im Feldlager Kundus im Norden des Landes. Dort sind 700 deutsche Soldaten stationiert. Inzwischen reiste die Bundeskanzlerin zum Bundeswehrstützpunkt in Masar-i-Scharif weiter. Kurz nach ihrer Abreise wurde das Feldlager ein weiteres Mal mit Raketen beschossen.
In Kundus führte die Kanzlerin Gespräche mit deutschen Soldaten, zudem besuchte sie verwundete afghanische Polizisten, die in einem Lazarett der Bundeswehr behandelt werden. Nach der ersten Station ihres Besuchs äußerte sich Merkel verhalten optimistisch über die weitere Entwicklung des Landes. "Es gibt Hoffnung", sagte sie nach dem Besuch des Feldlagers Kundus am Montag. Die Sicherheitslage müsse aber noch weiter verbessert werden. Dabei komme dem Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte große Bedeutung zu.
Merkel würdigte die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und den Nichtregierungsorganisationen, die sich in der Region Kundus im Norden Afghanistans um den Wiederaufbau des Landes bemühen. Sie erinnerte daran, dass die Bundeswehr auch in dieser Gegend des umkämpften Landes eine gefährliche Mission zu erledigen hätte.
Kurz nach der Abreise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde des Feldlager mit Raketen beschossen. Die beiden Geschosse schlugen nach Angaben des Verteidigungsministeriums außerhalb des Lagers ein. Es habe weder Verletzte noch Sachschäden gegeben. Schon kurz vor dem Besuch der Kanzlerin hatte es außerhalb des Lagers mehrere Zwischenfälle gegeben. In der Nacht zum Montag wurden Bundeswehrsoldaten, die eine Brückenbaustelle sieben Kilometer vom Lager entfernt sicherten, beschossen. Verletzte gab es nicht. Zudem war auf eine Bundeswehrpatrouille nahe der Stadt Kundus ebenfalls am Sonntag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Auch dabei wurde niemand verletzt. Bei dem Anschlag wurde jedoch eines der gepanzerten Fahrzeuge vom Typ "Dingo" stark beschädigt.
Reise bis zuletzt geheim gehalten
Die Reise war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten worden. Sie findet wenige Tage nach dem Nato-Gipfel in Deutschland und Frankreich statt, auf dem das Bündnis seine Strategie für Afghanistan neu ausgerichtet hatte. Die Allianz bekennt sich nach dem Richtungswechsel der neuen US-Regierung von Präsident Barack Obama stärker als bisher zum Wiederaufbau des Landes neben der Bekämpfung der Taliban. Deutschland wird die Zahl seiner Soldaten in den nächsten Monaten von jetzt 3800 auf 4400 erhöhen, was allerdings wegen der afghanischen Präsidentenwahl schon vorher beschlossen worden war.
Merkel war erst am Sonntagnachmittag vom eintägigen EU-USA-Gipfel aus Prag nach Berlin zurückgekehrt. Rund fünf Stunden später startete sie dann wieder Richtung Afghanistan. Neben dem Nato-Gipfel hatte sie in der vergangenen Woche auch das Treffen der G20-Treffen zur Weltfinanzkrise in London besucht.