Die USA nehmen nicht an der am Montag in Genf beginnenden UN-Konferenz gegen Rassismus teil. Washington fürchtet, dass bei Konferenz der israelisch-palästinensische Konflikt einseitig herausgestellt werden könnte. Bei den Vorbereitungen seien "Voreingenommenheiten in Schlüsselfragen" deutlich geworden, "die nur durch Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinenser gelöst werden könnten." Auch andere Länder, darunter Deutschland, befürchten, dass die Konferenz zu einer Bühne für anti-israelische Stellungnahmen werden könnte. Die Teilnahme Deutschlands, Italiens und anderer EU-Staaten steht daher noch in Frage.
Nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wird sich die deutsche Teilnahme an der Konferenz erst erst am heutigen Sonntag entscheiden. Er habe darüber am Samstag mit dem Vertreter der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft sowie anderen Amtskollegen gesprochen, sagte er in Berlin.
Als bislang prominentester Redner hat sich der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad in Genf angemeldet, der am Montagnachmittag zu Wort kommen soll.
Auch Kanada und Israel haben bereits abgesagt. Die EU drohte im März mit Boykott. Die Schweiz entschloss sich dagegen am Samstag zur Teilnahme. Die USA sagten ihre Teilnahme mit ausdrücklichem Bedauern ab. "Die Vereinigten Staaten sind dem Engagement tief verbunden, Rassismus und rassistische Diskriminierung zu beenden", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Robert Wood. Zwar sei das gegenwärtige Konferenzdokument im Vergleich zu früheren Entwürfen deutlich besser geworden. Es gebe aber weiterhin Passagen, die die USA nicht akzeptieren könnten.
Das Treffen setzt die große Antirassismus-Konferenz von Durban im Jahr 2001 fort. Damals hatten sich rund 170 Länder auf ein Aktionsprogramm zur Bekämpfung von Diskriminierung verständigt. Gleichwohl endete diese Konferenz mit einem Eklat. Die Vertreter der USA und Israels reisten empört ab, weil auf der Konferenz immer wieder massive Kritik an Israel geübt worden war.
Scharfe Kontroversen hatte es auch während der Vorverhandlungen über das Abschlussdokument der jetzt beginnenden Konferenz gegeben. Westliche Staaten verstanden darin enthaltene Formulierungen zum Nahostkonflikt als einseitige Verurteilung Israels. Umstritten war auch die von islamischen Ländern gewünschte Passage gegen die Diffamierung von Religionen, von der westlichen Nationen eine Einschränkung der Meinungsfreiheit befürchteten. Auch diese Passage wurde von den USA am Samstag ausdrücklich kritisiert.