Bahn Mehdorn schimpft auf Tiefensee

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee muss sich im Streit um Bonuszahlungen für Bahn-Vorstände harte Kritik von Hartmut Mehdorn gefallen lassen. Der Bahn-Chef zeigte sich "enttäuscht und verwundert", dass der Minister Vergütungsthemen in die Öffentlichkeit getragen habe.

Bahnchef Hartmut Mehdorn hat Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee wegen dessen Kritik an den vereinbarten Bonus-Regelungen bei einem Börsengang scharf angegriffen. "Der DB-Vorstand ist über die jüngsten Äußerungen von Herrn Bundesminister Tiefensee enttäuscht und verwundert", teilte der Vorstand am Montag mit. Das Gremium gehe davon aus, dass Vergütungsangelegenheiten nicht in die Öffentlichkeit gehörten.

Tiefensee habe dieses Thema trotz mehrerer Gespräche mit dem Vorstand in den vergangenen Wochen nicht angesprochen. Bislang hatte sich der Deutsche-Bahn-Vorstand nicht öffentlich zu dem Appell von Tiefensee geäußert, auf die Sonderzahlungen zu verzichten. Diesen Aufruf hat Tiefensee zuletzt am Wochenende wiederholt.

Rücktrittsforderungen aus der CDU

Wegen der üppigen Bonus-Zahlungen für den Bahn- Vorstand gerät Tiefensee unterdessen auch beim Koalitionspartner CDU/CSU in die Kritik. Trotz einer Vertrauensbekundung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten am Wochenende nach der Opposition auch Unionspolitiker den Rücktritt des Ministers gefordert.

Tiefensee steht unter Druck, weil er nach eigenen Angaben bereits seit Mitte September von den Zahlungen wusste, aber erst vergangene Woche seinen Staatssekretär Matthias von Randow entließ. Begründet wurde dies damit, dass Randow über den Beschluss im Personalausschuss des Bahn-Aufsichtsrates nicht zügig informiert habe. Unionspolitiker warfen dem Minister daher vor, gelogen zu haben. Deshalb müsse auch er seinen Hut nehmen.

Wusste Tiefensee noch früher Bescheid?

Dementiert wurde von einem Sprecher Tiefensees dagegen ein Zeitungsbericht, demzufolge der Minister schon seit der zweiten Augusthälfte Kenntnis von den Bonuszahlungen hatte. Bahn-Aufsichtsratschef Werner Müller habe ihn damals telefonisch über die umstrittenen Regelungen informiert, berichtet die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf den Aufsichtsrat und Unternehmenskreise. Tiefensee habe zu diesem Zeitpunkt weder intern noch gegenüber dem Bahnvorstand Kritik an den Sonderzahlungen geübt, schreibt die Zeitung. Für diese Angaben gibt es nach Darstellung aus dem Ministerium allerdings keine Grundlage.

Für den inzwischen aufgeschobenen Börsengang sollen die Bahn-Vorstände bis zu 140.000 Euro als "Event-Tantieme" erhalten. Hinzu komme "eine Erfolgstantieme, deren Höhe von dem durch den Börsengang erzielten Erlös abhängt", heißt es im Börsenprospekt. Zudem wurde für 2009 auch eine Gehaltssteigerung für die Vorstände um etwa 20 Prozent vereinbart. Tiefensee forderte den Bahn-Vorstand zum freiwilligen Verzicht auf die Bonus-Zahlungen auf. "Einvernehmen ist immer die beste Lösung." Die Bahn wollte dazu keinen Kommentar abgeben.

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Reuters/DPA