Bisky-Debakel Gysi hat eine Idee und schweigt

Die Linkspartei beharrt zwar auf Lothar Bisky als Kandidaten für das Amt des Bundestags- Vizepräsidenten, könnte sich aber auch auf einen Kompromiss einlassen. Über den hat sich Gregor Gysi nun seine Gedanken gemacht.

Gregor Gysi kann der Wahlniederlage seines Parteichefs Lothar Bisky positive Seiten abgewinnen: Der Eklat im Bundestag habe den Zusammenhalt in seiner Fraktion gestärkt. "Die Fraktion, die hätten wir in den nächsten Monaten so nicht zusammengeschweißt gekriegt", sagte er.

Gysi, Fraktionschef der Linkspartei, ist am Mittwoch vor die Presse getreten, um zur gescheiterten Wahl von Bisky zum Vize-Bundestagspräsidenten Stellung zu nehmen. Zudem deutete er einen Kompromissvorschlag an, über den er allerdings nicht viel verraten wollte. "Ich habe da eine Idee", sagte er, doch sei es nicht fair, die jetzt schon öffentlich zu machen. Zuerst wolle er mit Bisky und den anderen Abgeordneten darüber reden. "Ich weiß auch gar nicht, ob es geht. Vielleicht geht es nicht", sagte er. Ob es dabei um einen Ersatzkandidaten gehen könnte, wollte Gysi nicht sagen.

Zunächst aber will die Linkspartei am Kandidaten Bisky festhalten. "Es besteht überhaupt kein Grund, an der Kandidatur etwas zu verändern", sagte Gysi. Von seiner Ankündigung vom Dienstag, man werde Bisky so lange nominieren, bis er gewählt sei, wollte Gysi aber nichts mehr wissen: Natürlich sei klar, dass man dem Parteivorsitzenden keine unbegrenzte Zahl von Wahlgängen zumuten könne. "Es sei denn, er findet es irgendwann witzig."

Parteichef Bisky war bei der Wahl der Vizepräsidenten des Parlaments am Dienstag drei Mal durchgefallen. Die Linkspartei beantragte am Mittwoch eine Sondersitzung des Ältestenrats, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Gysi widersprach der Auffassung, bei der Ablehnung Biskys sei es um die Person gegangen. "Das ist ein wirklich politischer Vorgang", sagte er.

Der SPD warf er vor, gegen den Linksfraktionschef Oskar Lafontaine gestimmt zu haben. Zudem habe Frust über das Wahlergebnis eine Rolle gespielt. Alle Stasi-Vorwürfe gegen Bisky wies Gysi zurück. "Ich glaube, dass man Lothar nichts vorwerfen kann", sagte er. Der Linksfraktionschef zeigte sich wütend darüber, dass es vor der Wahl von den anderen Fraktionen kein Signal einer Ablehnung Biskys gegeben habe. "Sie haben das heimtückisch gemacht", so Gysi. "Die Provokation ging wirklich nur von der anderen Seite aus. Und das Falsche war ihr Schweigen." Er betonte, dass seine Partei weiter auf Bisky setze. "Ich gebe die Hoffnung jetzt noch nicht auf."

AP
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