Den vierten Tag in Folge ist im Schienennetz der Bahn in Berlin ein Brandsatz entdeckt worden. Mit dem Fund am Südkreuz am Donnerstag seien mittlerweile 17 Brandsätze an neun Tatorten gefunden worden, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Die Karlsruher Behörde hatte am Vortag wegen des Verdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage die Ermittlungen übernommen. Verletzt wurde durch die Brandsätze, deren Urheber nach einem Bekennerschreiben in der linksextremen Szene vermutet werden, bisher niemand. Die Bahn hat für Hinweise auf die Täter eine Belohnung von 100.000 Euro ausgesetzt.
Die Anschläge schürten eine neue Debatte über die Gewaltbereitschaft in der linken Szene. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sprach von einer "neuen Dimension linksextremistischer Gewalttaten". Von Linksterrorismus wollte der CSU-Politiker aber nicht sprechen. "Aber wir müssen äußerst wachsam sein, dass die in den Anschlägen zum Ausdruck kommende Gewaltbereitschaft sich nicht zu einem neuen Linksterrorismus entwickelt", sagte Friedrich "Focus-Online".
Nach Einschätzung des Präsidenten des niedersächsischen Verfassungsschutzes, Hans-Werner Wargel, wird die linksextreme Szene immer militanter. Ein besonders gewaltbereiter Kern schrecke inzwischen nicht mehr davor zurück, "bei Brandanschlägen auch Menschenleben konkret und unmittelbar zu gefährden", sagte Wargel der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) lehnte es ab, im Zusammenhang mit den Brandanschlägen von Terrorismus zu sprechen. Er gehe davon aus, dass hinter den Anschlägen nur eine kleine Gruppe stehe, "die keine Resonanz, nicht einmal im linksextremistischen Bereich, findet". Die Täter hätten schwerste Kriminalität begangen, sie hätten Menschenleben gefährdet, sagte Körting dem RBB-Inforadio: "Die Bezeichnung ist mir relativ egal."