Die CSU-Führung hat Spekulationen über eine Abstrafung von Unionskandidat Horst Köhler bei der Wahl zum Bundespräsidenten zurückgewiesen. "Wir stehen voll hinter Horst Köhler und werden ihn am 23. Mai geschlossen wählen, auch im ersten Wahlgang", sagte CSU-Generalsekretär Markus Söder am Dienstag in München. "Ich lege für alle CSU-Abgeordneten die Hand ins Feuer."
"Bild": Mehrere CSU-Wählmänner wollen "Denkzettel" für Merkel
Söder reagierte damit auf einen Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach offenbar mehrere CSU-Wahlmänner im ersten Wahlgang nicht für Köhler stimmen wollten. Grund sei Köhlers offener Einsatz für eine Kanzlerkandidatur Angela Merkels. Auf diese Weise Weise solle CDU-Chefin Merkel ein "Denkzettel" verpasst werden. Das Blatt zitierte einen nach seinen Angaben führenden CSU-Politiker, der nicht namentlich genannt wurde, mit den Worten: "Einigen bei uns wird die Parteivorsitzende zu mächtig - da gibt es Warnschüsse."
Wulff fordert mehr Gelassenheit
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat die CSU zu mehr Zurückhaltung aufgefordert. "Wenn man stark ist, kann man gelassen sein. Wenn man schwach ist, hilft auch die Aufregung nichts", sagte Wulff der "Nordwest-Zeitung". Er bezog sich damit auf die umstrittene Äußerung von Horst Köhler zu den Kanzlerambitionen von Angela Merkel.
Horst Kohler plädiert für Merkel als Kanzlerin
Der Präsidentschaftskandidat von Union und FDP hatte in einem Interview gesagt, er hoffe auf Merkels Wahl zur Kanzlerin. Ein ebenfalls ungenannter CDU-Spitzenpolitiker sagte der Zeitung zufolge: "Köhlers Dankeschön an Merkel kostet ihn mindestens fünf Stimmen". CSU-Landesgruppenchef Michael Glos hatte Köhlers Aussage mit den Worten verteidigt, man solle nicht alles "auf die Goldwaag" legen, "wenn man mal eine Bemerkung macht, die wahrscheinlich eintreffen wird."
Unterstützung vom politischen Ggner
Unterstützung bekommt Köhler aus den Reihen der politischen Gegner. Der Präsidentschaftskandidat von Union und FDP hat nach den Worten von SPD-Fraktionschef Franz Müntefering Anspruch auf einen fairen Umgang in allen politischen Lagern. Die Art und Weise der Nominierung durch die Unionsspitze dürfe man Köhler nicht zur Last legen, sagte Müntefering am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin.

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Er empfehle, aus der Präsidenten-Wahl am 23. Mai keinen Parteienwahlkampf zu machen, sagte der künftige SPD-Vorsitzende. Die Mitglieder der Bundesversammlung sollten sich beide Kandidaten anschauen und dann "die bessere Entscheidung" treffen. Dabei sei klar, dass die Sozialdemokraten ihre Bewerberin Gesine Schwan als Staatsoberhaupt für geeigneter hielten und sie deshalb unterstützten.
Die Bundesversammlung wählt am 23. Mai einen Nachfolger für Johannes Rau. Union und FDP haben mit zusammen 625 Sitzen in dem Gremium 21 Stimmen mehr als für die absolute Mehrheit von 604 erforderlich ist.