Bekommt Deutschland einen neuen Bundeskanzler? Am 23. Februar wird in der Bundesrepublik gewählt, dann entscheidet sich, ob der amtierende Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Amt bleibt oder ein anderer Politiker ins Kanzleramt einzieht. Der ärgste Kontrahent von Scholz ist CDU-Chef Friedrich Merz.
Neben SPD und CDU haben auch die Grünen, die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht, das erstmals bei einer Bundestagswahl antritt, Kanzlerkandidaten aufgestellt. FDP und Linke haben darauf verzichtet. Die Liberalen werden von Christian Lindner in den Wahlkampf geführt, die Linke hat Jan van Aken und Heidi Reichinnek als Spitzenkandidaten nominiert.
Olaf Scholz (SPD)
Nach 16 Jahren CDU-Regierung unter Angela Merkel wollte Olaf Scholz frischen Wind ins Land bringen – mit einer Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP, die es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben hatte. Der Ausgang ist bekannt: Nach ständigem Streit platzte das Bündnis, Scholz stellte im Bundestag die Vertrauensfrage. Dennoch will der ehemalige Arbeits- und Finanzminister im Amt bleiben.
Scholz will bei der Bevölkerung vor allem mit Wirtschafts- und Sozialthemen punkten. Im "Regierungsprogramm" der SPD stehen Wirtschaftswachstum, Entlastungen für Familien und Arbeitnehmer sowie die Rentensicherheit im Zentrum. Außerdem setzen sich die Sozialdemokraten für einen höheren Mindestlohn ein.
Friedrich Merz (CDU)
Schon im September stand Friedrich Merz als Kanzlerkandidat der Union fest, nachdem CSU-Chef Markus Söder verzichtet hatte. Für die vorgezogene Bundestagswahl waren die Unionsparteien dementsprechend gut gerüstet. Merz hatte in der ablaufenden Legislaturperiode die Rolle des Oppositionsführers inne, ein Regierungsamt hat er in seiner langjährigen politischen Karriere noch nie bekleidet.
Im Wahlkampf konzentrierte sich der 69-Jährige zunehmend auf einen härteren Kurs in der Migrationspolitik – vor allem nach dem Messerangriff von Aschaffenburg mit zwei Toten. Für den Fall seiner Wahl hat Merz angekündigt, sofort einen faktischen Aufnahmestopp für unberechtigt einreisende Migranten zu verhängen. Für seine Bereitschaft, einen Antrag mit den Stimmen der AfD im Bundestag durchzusetzen, bekam er viel Kritik – sogar von Angela Merkel.
Robert Habeck (Grüne)
In der Ampel-Koalition war der 55-jährige Wirtschaftsminister und Vizekanzler – und dabei nicht unumstritten, Stichwort Heizungsgesetz. Vor der letzten Bundestagswahl machte noch Annalena Baerbock das Rennen um die Kanzlerkandidatur, jetzt soll Habeck für die Grünen ein gutes Ergebnis einfahren.
Den Grünen geht es vor allem um die sozialverträgliche Gestaltung des Klimaschutzes. Für großen Wirbel sorgte der Vorschlag von Habeck, auch Sozialabgaben auf Kapitalerträge zu erheben.
Alice Weidel (AfD)
Zum ersten Mal geht die in Teilen rechtsextreme AfD mit einem Kanzlerkandidaten in eine Bundestagswahl. Co-Parteichefin Alice Weidel hat allerdings trotz starker Umfrageergebnisse keine realen Chancen auf eine Regierungsbeteiligung – keine andere Partei möchte mit der AfD zusammenarbeiten. Als einzige Partei im Bundestag spricht sich die AfD für einen Austritt aus dem Euro und dem Pariser Klimaabkommen aus. Entscheidend im Wahlprogramm ist zudem der Begriff der "Remigration", also der Rückführung von Ausländern.
Sahra Wagenknecht (BSW)
Das Bündnis Sahra Wagenknecht tritt zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl an – und dann gleich mit einer eigenen Kanzlerkandidatin. Das ist natürlich Parteigründerin und Namensgeberin Sahra Wagenknecht. Die Partei begründete den Schritt mit einer "Kanzlerkandidaten-Inflation" bei den politischen Mitbewerbern. Realistisch betrachtet kämpft das BSW aber eher darum, die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden – mit Themen wie dem Ende der militärischen Unterstützung für die Ukraine.