Das Verteidigungsministerium will einem "Spiegel"- Bericht zufolge künftig vermeiden, dass Soldaten auf Dienstreisen in Hotels in der Nähe von Schwulenbars übernachten. Unter Berufung auf ein Schreiben an den Petitionsausschuss des Bundestages zitiert das Blatt das Ministerium mit dem Argument: "Negative Auswirkungen auf das Ansehen der Bundeswehr sollen so vermieden werden." Den Soldaten könne keine Unterbringung in einem Viertel zugemutet werden, das der homosexuellen Szene mit "einschlägigen Lokalen" zuzuordnen sei. Die Grünen protestierten gegen diese Haltung.
Von Dritten vor Hotel gesehen
Ein Ministeriumssprecher konnte das Schreiben am Samstag in Berlin zunächst nicht bestätigen. Laut "Spiegel" reagiert das Ministerium damit auf den Protest eines Hotels in der Kölner Innenstadt, das die Bundeswehr vor einigen Monaten aus ihrem Hotelverzeichnis gestrichen habe. Wegen knapper Parkplätze hätten die Dienstreisenden in Uniform dort den Weg zum Hotel zu Fuß zurücklegen müssen und seien so von Dritten zu sehen gewesen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, Volker Beck, nannte das Verhalten des Ministeriums "spießig, lächerlich und womöglich rechtswidrig". Der Service des Kölner Hotels sei ausdrücklich nicht beanstandet worden. Damit sei die Streichung des Hotels von der Liste möglicher Übernachtungen ein Fall für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Außerdem stelle sich die Frage, welche negativen Auswirkungen eine Hoteladresse in der Nachbarschaft eines Homosexuellen-Lokals denn haben solle.