Nach Messerattacke auf Deutschen "Ticket in die Heimat lösen" – Stadt Cottbus irritiert mit Pressemitteilung

Stadtbrunnen in Cottbus, Pressemitteilung der Stadtverwaltung
Die Pressemitteilung der Stadt Cottbus zu dem blutigen Vorfall am Stadtbrunnen löst Kritik aus
© Screenshot / cottbus.de, Andreas Franke / Picture Alliance
In Cottbus wird ein 28-Jähriger mit einem Messer attackiert. Die Polizei fahndet nach einem "unbekannten Ausländer" und die Stadtverwaltung empört viele mit einem ungewöhnlich formulierten Statement zur Tat.

Die Stadt Cottbus hat mit einer Pressemitteilung für Irritationen in den sozialen Medien gesorgt. Über die offiziellen Kanäle verbreitete Cottbus.de eine Erklärung zu einem Messerangriff ebendort, deren Wortwahl zahlreiche Nutzer empörte. In dem Schreiben geht es um eine Attacke auf einen 28-Jährigen am frühen Neujahrsmorgen. Obwohl der Messerstecher noch unbekannt ist, heißt es darin: Sollte der Täter "hier noch ein Gastrecht genießen", wolle man ihm klarmachen, "dass er oder sie ein Ticket in die Heimat zu lösen haben". Und weiter: "Wir lassen unsere Stadt nicht durch Typen beschädigen, die sich nicht benehmen können und denken, Konflikte auf diese Art lösen zu können."

Zahlreiche Nutzer beschweren sich auf Facebook und Twitter über die Wortwahl des offiziellen Schreibens. Nicht wenige unterstellen eine Nähe zu rechtsradikalem Gedankengut. "Wer solche Angestellten in der Stadtverwaltung hat, braucht keine rechten Demos", heißt es dort etwa. Oder: "Ist das hier eine offizielle Seite oder das Verlautbarungsorgan einer extrem rechten Gruppe?". 

Verfasst haben soll das Statement Medienberichten zufolge Stadtsprecher Jan Gloßmann, der auf stern-Nachfrage nicht zu erreichen war, ebenso wenig wie der Bürgermeister Holger Kelch (CDU), der als Verantwortlicher im Impressum von Cottbus.de steht. 

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Polizei: "Wir suchen nun erstmal nach einem Ausländer"

In den Kommentarspalten auf Facebook rechtfertigt sich die Stadt damit, dass die Polizei nach einem Ausländer fahnde. Tatsächlich steht in der Pressemitteilung der örtlichen Polizei, ein "unbekannter Ausländer" habe auf dem 28-jährigen Deutschen eingestochen. Auf stern-Nachfrage, woher man denn wisse, dass es sich um einen Ausländer handle, wenn der Täter noch unbekannt ist, verweist ein Polizeisprecher auf einen Zeugen vor Ort, der den Täter "ganz klar" als Ausländer beschrieben habe. Der Messerstecher habe "südländisch" ausgesehen. "Daher suchen wir nun erstmal nach einem Ausländer, bis sich etwas anderes herausstellt", so der Sprecher weiter.

Die Beamten hätten eine Ermittlungsgruppe gebildet, die am Tatort nach Spuren gesucht hätte. Ebenfalls wurde die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Bislang hätten sich aber noch keine weiteren Zeugen gemeldet.

Nach bisherigen Ermittlungen gab es im Bereich des Stadtbrunnens gegen 3.45 Uhr Uhr einen Streit. Mehrere Personen griffen demnach ein, um den Streit zu schlichten, darunter auch ein 28-Jähriger. Laut Polizei stach im weiteren Verlauf der "unbekannte Ausländer" mit einer Stichwaffe auf den Mann ein und verletzte ihn mehrfach. Das Opfer sei mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gekommen. Der Täter sei unerkannt geflüchtet.

Hinweise zur Aufklärung der Tat nimmt die Polizei unter (0355) 49371227 oder über das Hinweisportal im Internet entgegen.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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